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Beitragsbild zu ADHS / ADS und Berufsunfähigkeitsversicherung von Kai Schmied.

ADHS / ADS und Berufsunfähigkeitsversicherung, was beachten?

Kurz erklärt:

ADHS und ADS gilt bei Versicherern als relevante Vorerkrankung und führt in 99% der Fälle zur Ablehnung einer Berufsunfähigkeitsversicherung bei Schülern, Azubis, Studenten oder Berufsanfängern. ADHS betrifft etwa 5% aller Kinder und Jugendlichen, wovon circa ein Drittel die Symptome bis ins Erwachsenenalter zeigt. Trotz dieser statistischen Herausforderung gibt es spezielle Versicherungslösungen für Menschen mit ADHS und ADS, wie z.B. die Grundfähigkeitsversicherung oder die Pflegeversicherung. Mit der richtigen Strategie können auch ADHS-Betroffene eine passende Absicherung gegen Berufsunfähigkeit erhalten, häufig durch Ausschlussklauseln, Risikozuschläge oder alternative Versicherungskonzepte. Ist die letzte Behandlung oder Untersuchung über 3 Jahre her, gibt es bereits ein paar wenige Versicherer, die ebenfalls bereits Versicherungsschutz ohne Einschränkungen anbieten.

Als Experten für Berufsunfähigkeitsversicherungen haben wir bei finanzteam26 zahlreiche Fälle von Menschen mit ADHS erfolgreich beraten und zeigen dir die Hürden sowie die besten Lösungswege aus der Praxis.

Kann ich mit ADHS / ADS eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen?

Nein, mit einer akuten ADHS- oder ADS-Diagnose ist der Abschluss einer normalen Berufsunfähigkeitsversicherung in den meisten Fällen nicht möglich. ADHS (Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsstörung) und ADS (keine Hyperaktivität, nur Aufmerksamkeitsstörung) gelten als psychische Vorerkrankung, die von Versicherern als erheblicher Risikofaktor für spätere Berufsunfähigkeit eingestuft wird. Nach Erfahrungsberichten von Versicherungsmaklern werden 99% aller Anträge mit ADS- oder ADHS-Diagnose abgelehnt.

Die Versicherer führen bei jedem Antrag eine individuelle Risikoprüfung durch, bei der sie umfassende Gesundheitsfragen stellen. Dabei bewerten sie folgende Faktoren:

  • Zeitpunkt der Diagnose (Kindheit oder Erwachsenenalter)
  • Aktuelle Behandlungssituation und Medikation
  • Zeitraum seit der letzten Behandlung (mindestens 3-5 Jahre)
  • Schweregrad der ADS- / ADHS-Symptomatik
  • Vorhandensein zusätzlicher psychischer Erkrankungen

Bei der ADS- / ADHS-Diagnose unterscheiden Versicherungsunternehmen verschiedene Möglichkeiten:

  1. Komplette Ablehnung des Antrags (häufigster Fall)
  2. Ausschluss bestimmter Krankheiten, insbesondere psychischer Erkrankungen
  3. Risikozuschlag mit höheren Beiträgen
  4. Kombination aus Leistungsausschluss und Risikozuschlag

Selbst wenn die letzte Behandlung bereits mehrere Jahre zurückliegt, bleibt eine Normalannahme unwahrscheinlich, da die Diagnose oft in den Akten fortgeführt wird. Ab einem Zeitraum von über 3-5 Jahren seit der letzten Behandlung, ist ein Abschluss ohne Einschränkungen möglich.

 Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung mit ADHS / ADS

Als Versicherungsmakler mit eigener ADS-Diagnose aus der Kindheit kann ich die Situation gut verstehen. Trotz meiner Diagnose hatte ich nie Probleme im sozialen Leben, in der Schule, im Studium oder Beruf – und das auch ohne Medikation. Die Frustration über Versicherungsablehnungen ist mir daher sehr vertraut. Anstatt aufzugeben, gibt es spezielle Lösungswege, die ich im Folgenden vorstellen möchte.

Versicherungsmakler Kai Schmied hat Eigenerfahrung durch ADS-Diagnose in der Kindheit.

Wie gehe ich vor, wenn noch keine ADHS- bzw. ADS-Diagnose vorliegt?

Wann eine Versicherung solange noch keine akute ADHS- bzw. ADS-Diagnose vorliegt, möglich ist, ist in der folgenden Tabelle aufgeführt.

Alter: Kindersparplan Berufsunfähigkeit Grundfähigkeiten Pflege
0-6 Möglich mit BU-Option Noch nicht möglich Möglich Möglich
6-10 Möglich mit BU-Option Bei einem Anbieter möglich (guter Tarif) Möglich Möglich
10-14 Möglich mit BU-Option Möglich Möglich Möglich
Ab 15+ Möglich mit BU-Option Möglich Möglich Möglich

Wie die obige Tabelle zeigt, stehen die Chancen für Versicherungsschutz gut, solange keine offizielle ADHS/ADS-Diagnose vorliegt. Besonders bei den Kleinen (0-6 Jahre) lohnt es sich, früh aktiv zu werden – mit einer BU-Option im Kindersparplan wird der Grundstein für später gelegt. Ab 10 Jahren stehen die Türen offen und es kann zwischen verschiedenen Absicherungen gewählt werden.

Wie gehe ich vor, wenn die ADHS- bzw. ADS-Diagnose bereits vorliegt?

In der folgenden Tabelle wird klar, was trotz vorliegender ADHS- bzw. ADS-Diagnose möglich ist.

Alter: Kindersparplan Berufsunfähigkeit Grundfähigkeiten Pflege
0-6 Möglich aber nur mit BUZ Nicht möglich Möglich Möglich
6-10 Möglich aber nur mit BUZ Nicht möglich Möglich Möglich
10-14 Möglich aber nur mit BUZ Maximal mit Ausschluss versicherbar Möglich Möglich
Ab 15+ Möglich aber nur mit BUZ Nur mit Ausschluss versicherbar Möglich Möglich
Medikamente in den letzten 2 Jahren oder aktuell: Möglich aber nur mit BUZ Nur mit Ausschluss versicherbar Je nach Situation, meistens aber nur mit Ausschluss versicherbar Gegebenenfalls möglich

Wie aus der Tabelle hervorgeht, gestaltet sich die Situation mit ADHS/ADS-Diagnose deutlich schwieriger. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Kinder bis 10 Jahre ist praktisch nicht abschließbar. Erst ab 10 Jahren besteht die Möglichkeit einer Absicherung, dann aber mit Ausschlüssen. Grundfähigkeiten- und Pflegeversicherungen bleiben hingegen in den meisten Altersgruppen möglich und stellen eine gute Alternative dar. Bei Medikamenteneinnahme verschärfen sich die Bedingungen zusätzlich, was eine individuelle Beratung und Begleitung wichtiger macht.

Muss ich meine ADS- / ADHS-Diagnose beim Abschluss einer BU-Versicherung angeben?

Ja, du musst deine ADS- / ADHS-Diagnose beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung zwingend angeben. Die wahrheitsgemäße und vollständige Beantwortung aller Gesundheitsfragen ist eine rechtliche Verpflichtung. Das Verschweigen von Vorerkrankungen kann schwerwiegende Folgen haben:

  • Kündigung des Vertrags durch den Versicherer
  • Verweigerung der BU-Rente im Leistungsfall
  • Rückforderung bereits gezahlter Leistungen
  • Beitragsverlust, da keine Rückerstattung erfolgt

Die Versicherer fragen typischerweise nach Behandlungen bei Psychologen und Medikamenteneinnahme in den letzten 3-10 Jahren. Der genaue Abfragezeitraum unterscheidet sich je nach Anbieter:

  • 3 Jahre bei einigen wenigen Versicherern
  • 5 Jahre bei den meisten Anbietern
  • 10 Jahre bei strengeren Gesellschaften

Eine typische Gesundheitsfrage lautet: "Sind Sie in den letzten 10 Jahren wegen der Psyche (z.B. Depressionen, Burnout-Syndrom, Angst- oder Erschöpfungszustände, Suizidversuch, Schlafstörungen, Essstörungen, Aufmerksamkeitsdefizit- oder Hyperaktivitätssyndrom) beraten, untersucht oder behandelt worden?"

Im Leistungsfall oder bei Stichproben überprüft die Versicherungsgesellschaft grundsätzlich alle Angaben. Sie haben Zugriff auf Patientenakten und medizinische Unterlagen, wenn du im Antrag die entsprechende Schweigepflichtentbindung erteilt hast

Eine ehrliche Antwort bei den Gesundheitsfragen ist entscheidend. Ich habe in meiner Beratungspraxis mehrfach erlebt, dass Kunden versucht waren, Vorerkrankungen zu verschweigen. Dies kann jedoch fatale Folgen haben. In einem konkreten Fall wurde die BU-Leistung verweigert, weil der Versicherer im Leistungsfall herausfand, dass der Kunde seine ADHS-Diagnose nicht angegeben hatte – obwohl die aktuelle Berufsunfähigkeit durch einen Unfall verursacht wurde! Viel besser ist es, durch eine anonyme Risikovoranfrage herauszufinden, welche Möglichkeiten trotz ehrlicher Angaben bestehen.

Wann bietet die Ausschlussklausel eine Möglichkeit zur BU-Versicherung trotz ADHS bzw. ADS?

Die Ausschlussklausel ist ein Bestandteil des individuellen Versicherungsvertrags und kann eine Möglichkeit sein, trotz ADHS bzw. ADS eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu erhalten. Mit dieser Klausel wird eine bestimmte Erkrankung – in diesem Fall ADHS und ADS und oft auch weitere psychische Erkrankungen – vom Versicherungsschutz ausgenommen.

Die Ausschlussklausel bedeutet konkret: Wenn du aufgrund von ADHS / ADS oder einer anderen psychischen Erkrankung berufsunfähig werden solltest, erhältst du keine Leistungen vom Versicherer. Bei Berufsunfähigkeit durch andere Ursachen (wie Unfälle, Krankheiten oder körperliche Erkrankungen) würde die Versicherung jedoch normal leisten.

Wichtige Aspekte der Ausschlussklausel:

  • Eingrenzung des Risikos für den Versicherer
  • Individuelle Prüfung durch den Versicherer
  • Oft Kombination mit Risikozuschlag
  • In vielen Fällen die einzige Möglichkeit, mit ADHS oder ADS überhaupt eine BU-Versicherung abzuschließen

Bei ADHS und ADS ist die Ausschlussklausel für psychische Erkrankungen besonders kritisch zu bewerten, da psychische Erkrankungen mit rund 31 bis 40 % die häufigste Ursache für Berufsunfähigkeit darstellen. Ein Ausschluss dieser Leistungsursachen reduziert den Wert der Versicherung erheblich.

Ein realistisches Beispiel: Bei einem Kunden mit ADHS-Diagnose im Kindesalter, der seit 2 Jahren keine Behandlung mehr erhält, bietet ein Versicherer eine BU mit Ausschluss für "psychische und neurologische Erkrankungen" an. Der Beitrag liegt 25% über dem Normaltarif. Ohne diesen Ausschluss wäre der Antrag komplett abgelehnt worden.

Was ist eine anonyme Risikovoranfrage und warum ist sie bei ADHS / ADS wichtig?

Eine anonyme Risikovoranfrage ist ein Verfahren, bei dem ein Versicherungsberater vor der offiziellen Antragstellung die Versicherbarkeit einer Person bei verschiedenen Versicherern prüft, ohne personenbezogene Daten zu übermitteln. Bei Vorerkrankungen wie ADHS ist dieses Vorgehen besonders wichtig.

Der Hauptzweck einer anonymen Risikovoranfrage besteht darin, vorab zu klären, ob und zu welchen Konditionen ein Versicherer bereit wäre, die Person zu versichern. Dies geschieht ohne offizielle Antragstellung und hat folgende Vorteile:

  • Vermeidung von Ablehnungen im System: Eine Ablehnung wird nicht im zentralen Informationssystem der Versicherungswirtschaft (HIS) gespeichert
  • Vergleich verschiedener Angebote: Unterschiedliche Versicherer bewerten das Risiko einer Diagnose unterschiedlich streng
  • Bessere Verhandlungsposition: Mit einem positiven Vorab-Bescheid kann man gezielt den besten Anbieter auswählen
  • Zeitersparnis: Vermeidung langwieriger Antragsprozesse, die letztlich zur Ablehnung führen

Bei der anonymen Voranfrage werden üblicherweise Alter, Beruf, gewünschte Versicherungssumme und eine detaillierte, aber anonymisierte Beschreibung der Vorerkrankungen (hier ADHS) übermittelt. Wichtig sind dabei:

  • Diagnose und Zeitpunkt
  • Behandlungsverlauf
  • Medikation (aktuell und früher)
  • Zeitraum seit der letzten Behandlung
  • Aktuelle Beschwerdefreiheit

Praxisbeispiel: Für einen 19-jährigen Kunden mit ADHS-Diagnose im Kindesalter und Medikamenteneinnahme bis zum 15. Lebensjahr haben wir anonyme Risikovoranfragen bei acht Versicherern durchgeführt. Sieben lehnten ab, aber ein Versicherer signalisierte Bereitschaft zur Annahme mit Ausschlussklausel für psychische Erkrankungen. Ohne diese Voranfrage hätte der Kunde vermutlich sieben Ablehnungen kassiert, die im Versicherungssystem gespeichert worden wären – was seine Chancen bei weiteren Versuchen drastisch verschlechtert hätte.

Gibt es Unterschiede zwischen ADHS bzw. ADS bei Kindern und Erwachsenen aus Versicherungssicht?

Aus Versicherungssicht gibt es wesentliche Unterschiede in der Bewertung von ADHS bzw. ADS, je nachdem, ob die Diagnose im Kindes- oder Erwachsenenalter gestellt wurde und wie sich die Symptomatik entwickelt hat.

ADHS bzw. ADS beginnt meist in der Kindheit oder Jugend und betrifft weltweit etwa 5,3% aller Kinder und Jugendlichen. Bemerkenswerterweise reduziert sich die Symptomatik bis ins Erwachsenenalter auf circa ein Drittel aller Fälle. Versicherer berücksichtigen diese natürliche Entwicklung in ihrer Risikobewertung.

Für die Versicherbarkeit sind folgende Faktoren entscheidend.

Bei ADHS- bzw. ADS-Diagnose in der Kindheit:

  • Signifikante Verbesserung bis ins Erwachsenenalter kann zu besseren Konditionen führen
  • Längerer Zeitraum (mindestens 3-5 Jahre) ohne Behandlung und Medikation
  • Normale Teilnahme am Berufsleben ohne wesentliche Beeinträchtigungen
  • Keine weiteren psychischen Begleiterkrankungen

Bei ADHS- bzw. ADS-Diagnose im Erwachsenenalter:

  • Generell kritischere Bewertung durch Versicherer
  • Höheres Risiko für Berufsunfähigkeit, da Symptome oft stärker ausgeprägt
  • Oft Komorbidität mit anderen psychischen Erkrankungen
  • Seltenere Komplettremission der Symptomatik

Der Grad der Behinderung (GdB) bei ADHS / ADS wird individuell festgestellt und kann die Versicherbarkeit ebenfalls folgendermaßen beeinflussen.

  • GdB 10-20: Keine relevanten Auswirkungen auf Alltag und Berufsfähigkeit
  • GdB 20-30: Leichte bis mittelschwere Beeinträchtigungen mit geringfügigem Einfluss
  • GdB 50: Erhebliche Beeinträchtigungen mit deutlichem Einfluss auf berufliche Leistungsfähigkeit
  • GdB 70 und höher: Schwere Beeinträchtigungen mit Unterstützungsbedarf

Nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen berichten etwa 80% der erwachsenen ADHS- / ADS-Betroffenen über arbeitsbezogene Probleme, und nur etwa 55% sind in einem bezahlten Arbeitsverhältnis. Diese statistischen Daten erklären die Zurückhaltung der Versicherer.

Eine aktuelle Studie vom Mai 2024 ("The impacts associated with having ADHD: an umbrella review" von French, Nalbant und Wright) bestätigt, dass ADHS die berufliche Leistungsfähigkeit signifikant beeinträchtigen kann. Die Forscher stellten fest, dass die Symptome von Impulsivität, Hyperaktivität und Unaufmerksamkeit zu verschiedenen Risiken für Betroffene führen, darunter negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit (z.B. Depression), körperliche Gesundheit und soziale Faktoren wie beruflichen Erfolg.

Leider spielen für Versicherungen die Vorteile von ADHS-Betroffenen keine Rolle.

Laut einem niederländischen Forschungsteam gibt es durchaus auch positive Eigenschaften wie z.B. eine erhöhte Kreativität, Dynamik, Flexibilität, sozial-emotionale Kompetenzen und kognitive Fähigkeiten. Einige der erfolgreichsten Künstler wie z.B. Jennifer Lopez, Will Smith, Tom Cruise — oder Sportler wie Michael Jordan und Serena Williams, haben sich bereits als ADHSler geoutet.

Was sind Alternativen zur BU-Versicherung für die Arbeitskraftabsicherung bei ADS- / ADHS-Diagnose?

1) Grundfähigkeitsversicherung

Die Grundfähigkeitsversicherung ist eine echte Alternative für Menschen mit ADS oder ADHS, die keine reguläre Berufsunfähigkeitsversicherung erhalten können. Sie versichert den Verlust oder die Einschränkung grundlegender Fähigkeiten, unabhängig vom ausgeübten Beruf.

Die Grundfähigkeitsversicherung leistet bei Verlust oder erheblicher Einschränkung von elementaren Fähigkeiten, wie den folgenden.

  • Sehen
  • Hören
  • Sprechen
  • Sitzen
  • Stehen
  • Gehen
  • Treppensteigen
  • Heben und Tragen
  • Herzfunktion
  • Lungenfunktion

Viele Anbieter bieten darüber hinaus Zusatzleistungen bei schweren Krankheiten wie Krebs oder Herzinfarkt an.

Für ADS- bzw. ADHS-Betroffene sind bei einigen Tarifen spezielle Bausteine besonders interessant, insbesondere die AU-Option (leistet 18-24 Monate bei mindestens 6-monatiger Krankschreibung auch bei psychischen Erkrankungen) und der Baustein "Mobilität" (volle Leistung bei Entzug der Fahrerlaubnis, auch wegen psychischer Erkrankung oder Medikamenten).

Die Gesundheitsprüfung bei der Grundfähigkeitsversicherung ist zwar weniger streng als bei der BU, aber ADHS bzw. ADS wird dennoch abgefragt. Bei Angabe führt dies in den meisten Fällen zu einem Ausschluss für "Psyche" , was die Grundfähigkeitsversicherung selbst kaum beeinträchtigt, aber einen späteren Wechsel in eine BU verhindert, wenn ein BU-Option inklusive ist.

BU-Option: Wenn eine BU-Option im Vertrag eingeschlossen ist, kann zu einem späteren Zeitpunkt ohne Gesundheitsfragen in eine Berufsunfähigkeitsversicherung beim selben Versicherer gewechselt werden.

Wichtig: Es gibt Anbieter auf dem Markt, die z.B. ab einem bestimmten Alter oder ohne bestimmte Bausteine versichern und nicht nach psychischen Vorerkrankungen fragen.

Kosten: Die Grundfähigkeitsversicherung kostet für einen Schüler der 9. Klasse etwa 40-60€ monatlich bei einer Absicherung von 1.000€ Monatsrente.

Die Wahl zwischen den verschiedenen Tarifen der Grundfähigkeitsversicherung hängt von den individuellen Prioritäten und vom Alter ab: Für Jugendliche ab 15 Jahren gibt es eine Gesellschaft, bei der wir die AU-Option und die Mobilitätsklausel ohne Gesundheitsfragen zur Psyche mit einschließen können und dadurch, durch die Hintertür, sogar die Psyche mitversichern können. Für Kinder unter 15 Jahren kommen andere Anbieter in Frage — ebenso spielen Preis und weitere Leistungen eine Rolle. Um den wirklich am besten passenden Tarif zu finden, kommen wir nicht um einen Beratungstermin herum. Nur so können wir alle Möglichkeiten, Wünsche und gesundheitlichen Beeinträchtigungen erfassen und den richtigen Tarif auswählen.

Bei unseren Beratungen hat sich gezeigt, dass für junge Menschen mit ADHS / ADS, die Grundfähigkeitsversicherung eine echte Alternative darstellt. Der Grund: Durch die Absicherung von Grundfähigkeiten wie z.b. Sehen, hören, gehen, stehen, sitzen, laufen usw. sind die meisten Leistungsfälle die zu einer Einschränkung der Arbeitsfähigkeit führen abgedeckt oder es besteht sogar schon Leistungsanspruch obwohl gar keine Berufsunfähigkeit vorliegt. Beispiel: Ich als Versicherungsmakler könnte meinen Beruf auch noch zu 100 % im Rollstuhl ausüben. Da wir bei finanzteam26 überwiegend online beraten, wäre das keine Einschränkung für mich. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung würde mir so, zumindest langfristig, keine Leistung zahlen. Eine Grundfähigkeitenversicherung würde mir dagegen die monatliche Leistung zahlen.

Wenn weder eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit Ausschlussklausel noch eine Grundfähigkeitsversicherung passend erscheinen, gibt es weitere Alternativen zur Absicherung der Arbeitskraft bei ADS- / ADHS-Diagnose.

2) Erwerbsunfähigkeitsversicherung (EU)

Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung leistet, wenn du in keinem Beruf mehr arbeiten kannst – nicht nur in deinem eigenen. Die Hürde für Leistungen ist höher als bei der BU, aber die Gesundheitsprüfung kann weniger streng sein. Bei ADHS oder ADS sollte auch hier eine persönliche Beratung erfolgen, da nicht alle Anbieter das Risiko akzeptieren.

3) Dread Disease Versicherung (Schwere-Krankheiten-Vorsorge)

Diese Versicherungsform zahlt eine Einmalleistung bei Eintritt bestimmter schwerer Erkrankungen wie Krebs, Herzinfarkt oder Schlaganfall. ADHS und ADS ist in der Regel kein Ausschlussgrund für diese Versicherungsform, aber der Schutz ist weniger umfassend als bei einer BU- oder Grundfähigkeitsversicherung.

4) Unfallversicherung

Die Unfallversicherung ist eine der wenigen Versicherungen, bei der ADS- oder ADHS-Betroffene in der Regel eine normale Annahme ohne Einschränkungen erhalten können. Sie leistet allerdings nur bei Invalidität durch Unfälle, nicht bei Krankheiten, und deckt damit nur einen kleinen Teil der möglichen Risiken ab.

5) Private Pflegeversicherung

Bei ADS oder ADHS oder Autismus-Störungen kann auch eine private Pflegeversicherung sinnvoll sein. Sie leistet bei Pflegebedürftigkeit, unabhängig von der Ursache. Die Gesundheitsprüfung ist oft weniger streng als bei der BU-Versicherung. Ein Pflegegrad kann auch schon mit der ADHS-Diagnose beantragt werden. Bei der Beantragung des Pflegegrads sollte darauf geachtet werden, dass bereits eine hohe Leistung ab Pflegegrad 2 eingeschlossen ist.

6) Fondsgebundene Rentenversicherung mit Beitragsbefreiung bei Berufsunfähigkeit

Es gibt auch Kinder-Sparpläne die bis zu einem Beitrag von 250-400 € auf Gesundheitsfragen verzichten und zumindest eine Beitragsbefreiung bei Berufsunfähigkeit anbieten. Dadurch wird zwar der Einkommensverlust nicht ausgeglichen, aber zumindest die Altersvorsorge ist somit gerettet.

  • Beiträge werden z.B. in ETFs angelegt
  • Steuervorteile bei Auszahlung ab 62 Jahren
  • Bei Berufsunfähigkeit zahlt der Versicherer die Beiträge in voller Höhe weiter für den Kunden ein
  • Wenn ein sogenannter “Airbag” vereinbart wird, steigen die Einzahlungen vom Versicherer bei Berufsunfähigkeit um 1-10 % pro Jahr an.

Einer meiner Kunden mit ADHS-Diagnose im Erwachsenenalter erhielt nach sieben Ablehnungen für die BU eine maßgeschneiderte ETF-Rente mit Beitragsbefreiung bei BU(BUZ). Vier Jahre später erlitt er einen schweren Autounfall. Dank der Beitragsbefreiung bei Berufsunfähigkeit zahlt die Versicherung nun 300 € im Monat für den Kunden in die ETF-Rente ein. Da ein Airbag vereinbart wurde, steigen die Einzahlungen um 5 % an, pro Jahr. Insgesamt bekommt mein Kunde bis er 67 ist also mit Steigerung inkl. Rendite über 600.000 € ausgezahlt. Diese Absicherung war nicht perfekt, aber deutlich besser als gar keine zu haben.

Diese Versicherungsform ist grundsätzlich bei fast jedem Anbieter möglich, allerdings gibt es nur 4-5 Anbieter auf dem Markt, die keine Gesundheitsfragen stellen und somit auch für Personen mit ADHS zugänglich sind.

7) Komplett auf Versicherungsschutz verzichten?

Auf eine Absicherung vollständig zu verzichten, wird nicht empfohlen. Selbst eine eingeschränkte Absicherung ist besser als gar keine. Die finanziellen Folgen einer Berufsunfähigkeit ohne Absicherung können gravierend sein, insbesondere bei jungen Menschen mit langer Lebenserwartung.

Bei allen genannten Alternativen sollte im Vorfeld immer eine anonyme Risikovoranfrage durchgeführt werden, um die individuellen Annahmemöglichkeiten zu klären. Die konkrete Auswahl sollte stets mit einem erfahrenen Berater besprochen werden, der Erfahrung mit ADHS- bzw. ADS-Fällen hat. Wir von finanzteam26 stehen dir gerne beratend zur Seite!

Was verbessert die Versicherbarkeit bei ADHS / ADS?

Um die Chancen auf eine Berufsunfähigkeitsversicherung trotz ADHS- bzw. ADS-Diagnose zu verbessern, gibt es mehrere praktische Ansätze.

1. Zeitpunkt des Abschlusses

  • Idealerweise Abschluss als Schüler oder Student, wenn möglich vor Beginn einer ADHS- / ADS-Behandlung
  • Falls bereits eine Diagnose besteht, Abschluss mit speziellen Lösungen wie der Grundfähigkeitenversicherung oder Pflegeversicherung
  • Nach Ausbildung/Studium erneute Prüfung durch anonyme Voranfrage

2. Behandlungsfreier Zeitraum

  • Mindestens 3-5 Jahre ohne Behandlung und Medikation verbessern die Chancen erheblich
  • Bei Kinderdiagnose ohne Behandlung im Erwachsenenalter: auf zeitlichen Abstand zur letzten Behandlung achten
  • Dokumentation der Beschwerdefreiheit durch ärztliche Atteste

3. Dokumentation und Arztberichte

  • Für gesetzlich Krankenversicherte: Patientenakte von der Krankenkasse anfordern
  • Problembewusstsein bei Ärzten schaffen, damit nicht jede frühere Diagnose automatisch übernommen wird
  • Ärztliche Stellungnahmen zum aktuellen Gesundheitszustand einholen, die eine positive Entwicklung bestätigen

4. Vorbereitung auf Gesundheitsfragen

  • Krankenkassendaten und Arztberichte vorab prüfen, um genau zu wissen, welche Diagnosen in den Akten stehen
  • Bei der Antragstellung präzise Angaben machen, ohne zu verallgemeinern
  • Bei zurückliegender Behandlung: Genaue Zeiträume und Behandlungsformen dokumentieren

5. Berufswahl

  • Bei der Berufswahl die Auswirkungen auf Versicherbarkeit bedenken
  • Körperliche Berufe können bei ADHS / ADS mit Ausschluss "Psyche" vorteilhaft sein
  • Akademische Berufe haben oft niedrigere BU-Beiträge, aber höhere Anforderungen an die Konzentrationsfähigkeit

6. Medikamenteneinnahme

  • Die Einnahme von Medikamenten wie Ritalin sollte im Antrag genau dokumentiert werden
  • Besonders wichtig: Zeitpunkt der letzten Einnahme und Grund für das Absetzen
  • Bei erfolgreicher Therapie ohne aktuelle Medikation: Positive Entwicklung betonen

Die Abschlusschancen verbessern sich deutlich, wenn der letzte Arztbesuch wegen ADHS oder ADS mindestens 3-5 Jahre zurückliegt und keine Medikamente mehr eingenommen werden. In jedem Fall ist eine fachkundige Beratung durch einen spezialisierten Versicherungsmakler zu empfehlen.

Welche Versicherungslösung zur Arbeitskraftabsicherung ist die beste bei ADHS / ADS?

Die optimale Lösung für eine Arbeitskraftabsicherung bei ADHS-Diagnose oder ADS hängt von verschiedenen individuellen Faktoren ab. Nach Analyse aller Optionen lassen sich folgende Empfehlungen ableiten:

Für junge Menschen (Schüler/Studenten) mit aktueller oder kürzlicher ADHS- / ADS-Behandlung bietet eine Grundfähigkeitsversicherung mehr unmittelbare Leistungsauslöser und bessere Vertragsstabilität. Die Grundfähigkeitsversicherung bietet sofortigen Schutz gegen die wichtigsten Risiken und fast gleichwertigen Schutz gegenüber der klassischen Berufsunfähigkeitsversicherung. Sie ist sowohl für körperlich arbeitende Menschen als auch für Bürotätige geeignet und bietet über die Hintertür zuteils auch eine Leistung bei psychischen Erkrankungen an.

Für Personen mit lange zurückliegender ADHS- oder ADS-Behandlung (>5 Jahre) ist eine reguläre Berufsunfähigkeitsversicherung mit Ausschlussklausel für psychische Erkrankungen eine der abzuwägenden Optionen. Hier sollte unbedingt eine anonyme Risikovoranfrage bei verschiedenen Versicherern durchgeführt werden, um die bestmöglichen Konditionen zu finden. Ist die letzte Behandlung bereits über 3 Jahre her, könnte bei bestimmten Anbietern sogar bereits ein Abschluss ohne Ausschlüsse möglich sein.

Bei Kindern unter 10 Jahren, die aktuell in Behandlung sind oder waren (<3-5 Jahre), ist die Auswahl für BU-Versicherungen sowieso noch stark eingeschränkt. Hier empfehlen wir, wenn möglich, ebenfalls eine Grundfähigkeitenversicherung , oder alternativ eine Pflegeversicherung abzuschließen.

Bei sehr schwerer ADHS (oder ADS) mit erheblichen Einschränkungen ist eine Teilabsicherung durch eine Kombination verschiedener Bausteine, wie der Unfallversicherung, Dread-Disease,Versicherung, ETF-Rente mit Beitragsbefreiung bei Berufsunfähigkeit, sowie einer privaten Pflegeversicherung möglich, wenn keine andere Option in Frage kommt.

Unabhängig von der gewählten Lösung gilt: Eine anonyme Risikovoranfrage sollte immer der erste Schritt sein. Sie verhindert, dass Ablehnungen im Versicherungssystem gespeichert werden und verschlechtert nicht die Chancen bei anderen Versicherern.

In den letzten Jahren haben wir über 150 Kunden mit ADHS- und ADS-Diagnosen erfolgreich versichert. Bis 2024 gab es hier auch noch einen besonders geeigneten Tarif bei der BGV/LV1871, die Multi-Risk-Versicherung Golden IV, bei der wir Kunden mit ADHS-Diagnosen besonders gut in eine echte Berufsunfähigkeitsversicherung bringen konnten. Bei mehreren Kunden konnte nach der 3-Jahres-Frist tatsächlich die BU-Option ohne erneute Gesundheitsprüfung genutzt werden – auch wenn bei diesen Personen eine direkte BU-Anfrage zuvor abgelehnt wurde. Leider wurde die Multi-Risk-Versicherung Golden IV der LV1871 eingestellt. Wir beobachten aber weiterhin den Markt und halten stets die Augen offen, wenn sich ähnliche Chancen ergeben. Durch Sonderaktionen mit vereinfachten Gesundheitsfragen ergeben sich oft interessante Möglichkeiten, wir prüfen neue Tarife und Produkte für dich und beraten dich gerne auch individuell, was wirklich zu deiner Situation passt.

Praxisbeispiel: Martin, 15 Jahre, ADHS-Diagnose, möchte BU-Versicherung abschließen

Um die Möglichkeiten bei ADHS-Diagnose zu veranschaulichen, betrachten wir das reale Beispiel von Martin, einem 15-jährigen Hauptschüler, der kurz vor dem Schulabschluss stand und bis vor kurzem Ritalin wegen seiner ADHS-Diagnose einnahm.

Nach einer umfassenden Beratung bei finanzteam26 wurde für Martin die Golden IV Multi-Risk-Versicherung empfohlen. Diese kostete ihn ca. 20€ monatlich und hatte folgende Vorteile.

  1. Sofortige Absicherung gegen schwere Erkrankungen, Verlust von Grundfähigkeiten, Pflegebedürftigkeit, Krebs und Unfallinvalidität
  2. BU-Option nach 3 Jahren ohne erneute Gesundheitsprüfung
  3. Möglichkeit des Wechsels zur LV1871, einem der leistungsstärksten BU-Versicherer am Markt

Der langfristige Plan zur Versicherung für Martin sieht wie folgt aus.

  1. Abschluss der Golden IV noch als Schüler zu günstigen Konditionen
  2. Berufsausbildung beginnen und abschließen
  3. Nach 3 Jahren die BU-Option ziehen, idealerweise ohne weitere ärztliche Behandlungen wegen ADHS in diesem Zeitraum
  4. Falls die Gesundheit es zulässt, parallel prüfen, ob inzwischen auch andere Versicherer eine reguläre BU anbieten würden

Dieses Vorgehen sicherte Martin eine Grundabsicherung, auch wenn er mit seiner ADHS-Diagnose bei regulären BU-Versicherern abgelehnt worden wäre. Diese Versicherunglösung eröffnete ihm gleichzeitig den Weg zu einer vollwertigen Berufsunfähigkeitsversicherung in der Zukunft.

Was empfiehlt sich letztlich für meine Arbeitskraftabsicherung mit ADHS oder ADS?

Mit der richtigen Strategie ist eine Arbeitskraftabsicherung trotz ADHS oder ADS möglich. Besonders erfolgversprechend sind dabei folgende Punkte.

  1. Eine anonyme Risikovoranfrage als erster Schritt
  2. Reguläre BU-Versicherung mit Ausschlussklausel bei länger zurückliegendem ADHS ohne aktuelle Behandlung
  3. Grundfähigkeitsversicherungen mit speziellen Zusatzbausteinen
  4. Alternativen prüfen (Pflegeversicherung, ETF-Rente mit BUZ, Dread-Disease, usw.)

Der wichtigste Rat aus unserer Beratungspraxis: Verzichte nicht komplett auf Versicherungsschutz, nur weil der Abschluss einer normalen BU-Versicherung schwierig ist. Selbst eine eingeschränkte Absicherung ist besser als gar keine.

Für eine individuelle Beratung zu deiner spezifischen Situation stehen wir vom finanzteam26 gerne zur Verfügung. Mit über hunderten positiven Bewertungen und umfangreicher Erfahrung mit ADHS- und ADS-Fällen kennen wir die besten Lösungswege und können für dich eine anonyme Risikovoranfrage bei verschiedenen Versicherern durchführen.

Author Name

Geschrieben von:

Kai Schmied

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Als jüngster Berater im finanzteam26, bringt Kai Schmied eine erfrischende Perspektive in die Welt der Berufsunfähigkeitsversicherung. Mit seinem BWL-Studium, spezialisiert auf Versicherungen, unterscheidet er sich von seinen naturwissenschaftlich geprägten Kollegen und bereichert das Team seit Juni 2017 mit seiner Leidenschaft und Expertise.

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