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Beitrags-Titelbild: Zahlt der Staat bei Berufsunfähigkeit eine gesetzliche Berufsunfähigkeitsrente?

Zahlt der Staat bei Berufsunfähigkeit gesetzliche Berufsunfähigkeitsrente?

Kurz erklärt:

Eine gesetzliche Berufsunfähigkeitsrente der staatlichen Deutschen Rentenversicherung erhalten nur Personen, die vor dem 2.1.1961 geboren wurden. Jüngere Personen erhalten stattdessen eine staatliche Erwerbsminderungsrente, abhängig von ihrer generellen Arbeitsfähigkeit (nicht der Arbeitsfähigkeit im erlernten Beruf). Bei der Erwerbsminderungsrente gibt es strenge Voraussetzungen und Hinzuverdienstgrenzen. Sie reicht meist nicht aus, um die aktuelle Lebensstellung aufrechtzuerhalten. Eine private BU-Versicherung ist essenziell, um sich zuverlässig gegen Berufsunfähigkeit zu schützen.

Wie unterscheidet sich die ehemalige Berufsunfähigkeitsrente der Deutschen Rentenversicherung und die jetzige Erwerbsminderungsrente?

Bei der Berufsunfähigkeitsrente der Deutschen Rentenversicherung für Versicherte, die vor dem 2.1.1961 geboren sind, besteht der Vorteil, dass man sich weniger Sorgen über eine Verweisung auf einen anderen Beruf machen musste, als bei der Erwerbsminderungsrente. Denn um die Erwerbsminderungsrente zu bekommen, ging es nie darum, ob du deinen eigenen Beruf noch ausüben kannst, sondern ob du noch irgendwie arbeitsfähig bist. Jedoch war/ist die Rentenhöhe mit etwa 2/3 der jetzigen staatlichen Leistung der Erwerbsminderungsrente auch früher schon verdammt knapp gewesen und auch für Personen, die vor dem 2.1.1961 geboren sind heute viel zu niedrig. Diese kleine Lücke, die es noch gibt, fällt demnächst sowieso weg, wenn der Jahrgang 1961 in Rente geht.

Sowohl Personen, die vor dem 2.1.1961 geboren sind, als auch die meisten jüngeren Menschen heute, waren bzw. sind mit einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung sicherheitstechnisch deutlich besser aufgestellt, als auf staatliche Absicherung bei Berufsunfähigkeit zu setzen.

Was ist die Definition von Berufsunfähigkeit bei der Deutschen Rentenversicherung?

Die Berufsunfähigkeitsdefinition bei der Deutschen Rentenversicherung ist eine andere als die Berufsunfähigkeitsdefinition der privaten Berufsunfähigkeitsversicherungen und lautet wie folgt:

Berufsunfähig sind Versicherte, die aus gesundheitlichen Gründen weder im erlernten noch in einem zumutbaren Beruf halb soviel leisten und verdienen können, wie andere Berufstätige mit ähnlicher Ausbildung, gleichwertigen Kenntnissen und Fähigkeiten.

(Quelle: Deutsche Rentenversicherung).

Wer also theoretisch einen anderen, zumutbaren Beruf ausüben könnte (basierend auf der eigenen Ausbildung und Erfahrung), muss weiterhin arbeiten bzw. hat keinen Anspruch auf die Berufsunfähigkeitsrente. Dieses Prinzip nennt man "abstrakte Verweisung". Das bedeutet, selbst wenn ihr euren bisherigen Beruf nicht mehr ausüben könnt, so könntet ihr von der Deutschen Rentenversicherung trotzdem als arbeitsfähig eingestuft werden, wenn ihr irgendeinen anderen Beruf ausüben könnten. Also auch für die älteren unter euch, diejenitgen, die vor dem 2.1.1961 geboren wurden hört sich das nicht so richtig gut an.

Was ist die Definition von Erwerbsunfähigkeit bei der Deutschen Rentenversicherung?

Die Erwerbsfähigkeitsdefinition bei der Deutschen Rentenversicherung ist eine andere als die Berufsunfähigkeitsdefinition der privaten Berufsunfähigkeitsversicherungen und lautet wie folgt:

Voll erwerbsgemindert ist derjenige, der weniger als drei Stunden auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig sein kann. Teilweise erwerbsgemindert ist, wer zwischen drei und weniger als sechs Stunden arbeiten kann.

(Quelle: Deutsche Rentenversicherung).

Wenn ihr also noch irgendetwas über 6 Stunden am Tag arbeiten könnt - egal in welchem Beruf, bekommt ihr vom Staat keine Rente.

Wie hoch ist die gesetzliche Erwerbsminderungsrente die ich vom Staat erhalten kann?

Bei festgestellter Erwerbsunfähigkeit hängt deine Rente davon ab, wieviel du verdient hast und wie lange du schon in die Rentenversicherung eingezahlt hast. Eine Rente bekommst du erst, wenn du mindestens 5 Jahre Mitglied bei der Deutschen Rentenversicherung warst und davon mindestens 3 Jahre Beiträge eingezahlt hast.

Aus der Statistik der Deutschen Rentenversicherung:
Nachfolgend könnt ihr sehen, wie hoch der Durchschnitt der gezahlten Erwerbsminderungsrenten war – ein Blick auf die Altersrente kann auch nicht schaden. Möchtest du im Alter, oder wenn du nicht mehr arbeiten kannst, mit so wenig Geld im Monat auskommen? Reichen dir diese staatlichen Leistungen wirklich langfristig?

Statistik der Deutschen Rentenversicherung zur Rentenhöhe.

(Quelle Statistik der Deutschen Rentenversicherung, Juli 2022)
Im nachfolgenden Bild ist das Durchschnitte Zugangsalter (ab diesem Alter wird die Rente bezahlt) abgebildet. Wie das Durchschnittsalter zeigt, gibt es interessanterweise viele, die auch schon jünger erwerbsgemindert sind.

Statistik der Deutschen Rentenversicherung zum durchschnittlichen Zugangsalter.

(Quelle Statistik der Deutschen Rentenversicherung, Juli 2022)
Im Übrigen sind die Rentenhöhen im Bestand der Deutschen Rentenversicherung noch niedriger als die Renten 2021.

Wie wird begutachtet, ob man erwerbsunfähig ist?

Um herauszufinden, ob man erwerbsunfähig ist, beurteilt die gesetzliche Rentenversicherung, wie lange man am Tag noch arbeiten kann — je nachdem kann man dann eine Rente wegen voller oder teilweiser Erwerbsunfähigkeit bekommen.

  • Volle Erwerbsminderungsrente bekommst du, wenn du noch bis maximal 3 Stunden am Tag irgendetwas arbeiten kannst
  • Teilweise Erwerbsunfähigkeitsrente bekommst du, wenn du noch 3 bis 6 Stunden am Tag irgendetwas arbeiten kannst. (Außer auf dem Arbeitsmarkt ist keine Teilzeitstelle zu bekommen, dann würdest du auch hier die volle Rente bekommen).

Allerdings gibt es wie besagt noch 2 weitere Voraussetzungen, um die Erwerbsminderungsrente zu bekommen:

  • Du musst mindestens 5 Jahre vor Eintritt der Erwerbsminderung in der Deutschen Rentenversicherung versichert sein (das nennt sich allgemeine Wartezeit).
  • In den letzten 5 Jahren vor Eintritt der Erwerbsunfähigkeit musst du mindestens 3 Jahre Pflichtbeiträge an die Rentenversicherung bezahlt haben.

Darf neben der Erwerbminderungsrente dazu verdient werden?

Bis zum 1.1.2023 durftest du nicht mehr als 6.300 € im Jahr zur Erwerbminderungsrente dazuverdienen, sonst bekommst du die Rente nicht mehr in voller Höhe oder eventuell gar nicht mehr.

Seit 1.1.2023 gilt: (Quelle: Deutsche Rentenversicherung)

Bei der vollen Erwerbsminderungsrente wird die Hinzuverdienstgrenze von 6300 Euro abgeschafft. Seit 1. Januar 2023 gilt stattdessen eine jährliche Hinzuverdienstgrenze von drei Achtel der 14-fachen monatlichen Bezugsgröße. Das entspricht einer Hinzuverdienstgrenze von 17.823,75 Euro pro Jahr.

Bei der Rente wegen teilweiser Erwerbsminderung beträgt die neue Mindesthinzuverdienstgrenze sechs Achtel der 14-fachen monatlichen Bezugsgröße bei einem berücksichtigten Leistungsvermögen von täglich weniger als sechs Stunden. Dies entspricht einer Hinzuverdienstgrenze von 35.647,50 Euro pro Jahr. Wie bisher auch, gibt es zusätzlich eine individuelle Hinzuverdienstgrenze, die sich am höchsten Verdienst der letzten 15 Jahre vor dem Eintritt der Erwerbsminderung orientiert.

Die Hinzuverdienstgrenzen werden jährlich entsprechend der Bezugsgröße dynamisiert.

Wichtig: Menschen, die eine Erwerbsminderungsrente beziehen, können einer Beschäftigung oder selbständigen Tätigkeit nur im Rahmen des festgestellten Leistungsvermögens nachgehen. Anderenfalls ist der Anspruch auf die Erwerbsminderungsrente trotz Einhaltung der Hinzuverdienstgrenzen gefährdet. Das heißt, bei einer Rente wegen voller Erwerbsminderung ist eine Arbeitszeit von weniger als drei Stunden täglich und bei einer Rente wegen teilweiser Erwerbsminderung eine Arbeitszeit von weniger als sechs Stunden täglich einzuhalten.

Auch wenn du eine Rente wegen teilweiser Erwerbsminderung bekommst, kann diese gekürzt werden. Die Hinzuverdienstgrenze wird individuell ermittelt — also hier immer vorher genau klären, was du noch darfst. Du solltest auf gar keinen Fall eine Arbeit annehmen, bevor du mit der Rentenversicherung abgestimmt hast, wieviel du dazuverdienen kannst, sonst kann es sein, dass du unterm Strich nichts verdienst.

Einkommen aus Sparvermögen, Lebens- oder Rentenversicherung, und Mieten wird der Erwerbminderungsrente nicht berücksichtigt. Es geht nur um dein Einkommen als Angestellter oder Selbständiger.

Wird die Berufsunfähigkeitsrente auf die Erwerbsminderungsrente angerechnet? Bekomme ich weniger vom Staat, wenn ich selbst vorgesorgt habe?

Nein, eine Berufsunfähigkeitsrente bekommst du im Normalfall deutlich früher als eine Erwerbsminderungsrente, was die Einschränkung deiner Arbeitsfähigkeit anbelangt. Die Definition hier ist: Wenn du 50 % der Tätigkeiten nicht mehr ausüben kannst, die du im letzten Beruf brauchtest, dann bist du berufsunfähig.

Wenn du also eine Berufsunfähigkeitsrente hast, bekommst du diese meist zuerst. Ob du dann noch eine Erwerbsminderungsrente bekommst, ist oft fraglich – warum, siehst du schon oben unter den unterschiedlichen Definitionen der Arbeitsunfähigkeit der Deutschen Rentenversicherung und die der privaten Berufsunfähigkeitsversicherungen.

Unserer Erfahrung nach ist es nicht einfach, die staatliche Rente wegen Erwerbsminderung von der Rentenversicherung zu bekommen — deutlich schwieriger, als die Beantragung der Berufsunfähigkeitsrente bei einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung.

Was sind also geeignete Alternativen zur geringen staatlichen Erbsminderungsrente?

Um im Falle von Krankheit genügend Geld zu haben um ein Leben so zu führen, wie du es gewohnt bist, ist eine private Absicherung nötig und möglichst früh abzuschließen.

Zur privaten Absicherung gibt es verschiedene Möglichkeiten:

Private Erwerbsunfähigkeitsversicherung

Eine günstige Möglichkeit ist eine private Erwerbsunfähigkeitsrente. Die private Erwerbsunfähigkeitsrente ist genauso definiert wie die Erwerbsminderungsrente der Deutschen Rentenversicherung, nur dass man zur staatlichen Rente einen zusätzlich Betrag erhält. Das heißt aber auch, dass du bei Eintritt einer Einschränkung deiner Arbeitsfähigkeit jeden anderen Beruf annehmen musst, wenn du ihn noch ausüben kannst. Wenn du sagst, ich werde sowieso weiter arbeiten, egal welcher Beruf es ist — und du auch in deinem Beruf nicht zu den Gutverdienenden gehörst, dann kann die private Erwerbsunfähigkeitsversicherung eine Möglichkeit für dich sein – vor allem bei handwerklichen Berufen ist die Erwerbsunfähigkeitsverischerung um einiges günstiger als die Berufsunfähigkeitsversicherung.

Grundfähigkeitsversicherung

Bei der Grundfähigkeitsversicherung bekommst du eine Rente, wenn du eine Grundfähigkeit verlierst, also grob gesagt, wenn du nicht mehr gehen, stehen, sitzen, hören, sehen oder sprechen kannst. Wenn du mehr darüber wissen möchtest – dann findest du zur Grundfähigkeitsrente hier weitere Information. Psychische Krankheiten sind bei der Grundfähigkeitsrente nicht abgesichert, jedoch mit am häufigsten Grund für Berufsunfähigkeit. Unfälle sind nur für etwa 10 Prozent der Berufsunfähigkeiten verantwortlich. Die restlichen Fälle resultieren aus psychischen oder körperlichen Krankheiten.

Private Berufsunfähigkeitsversicherung

Bei der privaten Berufsunfähigkeitsversicherung bekommst du normalerweise deutlich einfacher eine Rente – und diese bezieht sich normalerweiseabsolut auf deinen zuletzt ausgeübten Beruf. Wenn du deinen zuletzt ausgeübten Beruf zu mindestens 50 % nicht mehr erfüllen kannst, bekommst du deine Berufsunfähigkeitsrente in der Höhe, wie du sie versichert hast. Falls du dann doch auch eine Erwerbsminderungsrente vom Staat bekommst, weil du auch sonst nichts mehr arbeiten kannst, dann bekommst du die Berufsunfähigkeitsrente obendrauf. Nur weil du eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen hast, wird dir nichts von dem abgezogen, was du sonst bekommen hättest — weder bei der BU-Rente, noch bei der staatlichen Erwerbsminderungsrente.

Berufsunfähigkeitsrente in der betrieblichen Altersvorsorge

Auch über den Arbeitgeber ist es möglich eine Berufsunfähigkeitsrente abzuschließen. Vorteil hier: ihr zahlt den Beitrag aus dem Bruttoeinkommen. Nachteile: ihr müsst die Berufsunfähigkeitsrente, falls ihr sie einmal bekommt, höher versteuern, also von vorneherein eine höhere Rente abschließen. Ein weiterer Nachteil kann sein, dass bei einem Wechsel des Arbeitgebers, dieser die BU-Rente nicht akzeptiert, dann musst du diese privat weiterzahlen.

Was unterscheiden sich die Aufnahmedingungen bei der staatlichen Rente und privaten Arbeitsunfähigkeitsversicherungen

Bei der staatlichen Rente sind die Bedingungen klar:

Die deutsche Rentenversicherung verlangt, dass du mindestens 5 Jahre sozialversicherungspflichtig (und davon mindestens 3 Jahre beitragspflichtig) warst. Um aufgenommen zu werden, brauchst du keine Gesundheitsfragen beantworten.

Bei allen privaten Arbeitsunfähigkeitsrenten sieht es anders aus:

Um private Arbeitsunfähigkeitsversicherungen abschließen zu können, musst du sehr viele Gesundheitsfragen ausfüllen. Diese Gesundheitsfragen 3-10 Jahre zurück. Alles gesundheitlichen Probleme, die du zum Zeitpunkt des Versicherungsabschlusses schon hast, kannst du nicht mehr versichern. Daher ist es hier so wichtig, die Versicherungen frühzeitig abzuschließen, wenn du noch jung und vor allem gesund bist. Je älter du bist, desto teurer wird die Absicherung — je kränker du bist, desto weniger Möglichkeiten hast du noch, dich überhaupt privat gegen Arbeitsunfähigkeit abzusichern.

Wie sollte ich vorgehen, um mich und meine Kinder (falls vorhanden) gegen Berufsunfähigkeit abzusichern?

Je früher eine private Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen wird, desto günstiger ist sie (und umso länger profitiert man vom Schutz).

Wenn du Kinder hast, so solltest du diese idealerweise schon im Schulalter gegen Berufsunfähigkeit versichern. Das ist inzwischen schon ab 6 Jahren möglich. Wir helfen dir dabei.

Unsere Hilfe ist vollkommen kostenfrei du sparst dir viel Zeit, und vor allem musst du nicht aus eigenen Fehlern lernen.

Wenn du dich also nicht selbst mit dem Thema herumschlagen möchtest, vereinbare einfach hier einen Termin deiner Wahl bei einem unserer Experten für Berufsunfähigkeit.

Hier findest du auch noch mehr Informationen, wenn du zuvor mehr über Berufsunfähigkeitsversicherungen für junge Leute erfahren möchtest.

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Geschrieben von:

Judith Schmied

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Judith Schmied ist Geschäftsführerin und BU-Beraterin bei finanzteam26 und bringt seit 1998 umfassende Erfahrung im Versicherungsbereich mit. Trotz Ihrer Qualifikation als Diplom-Chemikerin, fand sie ihre wahre Berufung in der Versicherungsbranche. Spezialgebiete sind Berufsunfähigkeits- und Zahnversicherungen sowie die Ruhestandsplanung. Ihre Fähigkeit, auch in schwierigen Fällen sinnvolle Versicherungslösungen zu finden, schätzen wir besonders.

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