Grundfähigkeitsversicherung: Sinn, Vergleich, Kosten, BU-Alternative
Die Grundfähigkeitsversicherung zahlt eine monatliche Rente beim Verlust definierter körperlicher oder geistiger Fähigkeiten wie Sehen, Hören oder Gehen. Als Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung eignet sie sich besonders für Menschen in handwerklichen und pflegerischen Berufen sowie Personen mit Vorerkrankungen, da die Gesundheitsprüfung weniger streng ist. Die Leistung erfolgt bei mindestens sechsmonatiger Beeinträchtigung einer Grundfähigkeit. Monatliche Beiträge für 1.500 Euro Grundfähigkeits-Rente liegen zwischen 50-80 Euro. Führende Anbieter wie etwa die Alte Leipziger oder Nürnberger bieten Tarife mit interessanten Zusatzbausteinen an, wobei besonders die Absicherung des "Autofahrens" wichtig ist, da dieser die Wahrscheinlichkeit einer Versicherungsleistung steigert. Psychische Erkrankungen sind bei der Grundfähigkeitsversicherung nur eingeschränkt versichert, ein späterer Wechsel zur Berufsunfähigkeitsversicherung ist meist ohne neue Gesundheitsprüfung möglich.
- Grundfähigkeitsversicherung: Sinn, Vergleich, Kosten, BU-Alternative
- Was ist eine Grundfähigkeitsversicherung?
- Ist eine Grundfähigkeitsversicherung sinnvoll?
- Welche ist die beste Grundfähigkeitsversicherung?
- Wo kommen fertige oder automatische Online-Vergleiche bei der Auswahl der richtigen Grundfähigkeitsversicherung zu kurz?
- Auf welche Kriterien sollte ich bei der Wahl meiner Grundfähigkeitenversicherung achten?
- Was kostet eine gute Grundfähigkeitsversicherung?
- Welche Versicherungsgesellschaften bieten Grundfähigkeitsversicherungen an?
- Wann leistet bzw. zahlt die Grundfähigkeitsversicherung?
- Was sind Unterschiede zwischen der Grundfähigkeitsversicherung und der BU-Versicherung?
- Ist die Grundfähigkeitsversicherung eine echte Alternative zur BU-Versicherung?
- Welche Grundfähigkeitsversicherungen haben eine BU-Wechseloption?
- Gibt es Grundfähigkeitsversicherungen ohne Gesundheitsfragen?
- Welche Erfahrungen hat das finanzteam26 und Kunden mit der Grundfähigkeitsversicherung gemacht?
- Was sind Alternativen zur Grundfähigkeitsversicherung?
- Jürgen Puderbach
Was ist eine Grundfähigkeitsversicherung?
Eine Grundfähigkeitsversicherung ist eine Risikoversicherung, die dir im Leistungsfall eine monatliche Rente auszahlt, wenn du bestimmte definierte geistige und körperliche Grundfähigkeiten verlierst. Die Grundfähigkeitsversicherung ist auch eine Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung für Personen, die keine BU erhalten oder für die sie sehr teuer wäre (zum Beispiel Handwerker oder Menschen in Pflegeberufen).
Da die Gesundheitsprüfung einer Grundfähigkeitsversicherung in der Regel weniger streng ist als die einer Berufsunfähigkeitsversicherung, ist sie eine Alternative für Menschen, die gar keine BU-Versicherung bekämen oder nur eine BU-Versicherung mit Einschränkungen (höherer Beitrag oder Leistungsausschlüsse).
Was sind die Grundfähigkeiten?
Die Grundfähigkeiten sind grundlegende sensorische, motorische, feinmotorische, mobilitätsbezogene und intellektuelle Fähigkeiten, die für das tägliche Leben unerlässlich sind.
Der Verlust einer oder mehrerer der Grundfähigkeiten beeinflusst, wie gut du in der Lage bist, dich weiterhin selbst zu versorgen und unabhängig zu leben.
Die Grundfähigkeiten sind nachfolgend aufgelistet.
- Gleichgewichtssinn
- Auffassung
- Gedächtnis
- Konzentration und Aufmerksamkeit
- Handlungsplanung
- Orientierung
- Anordnung gesetzlicher Betreuung
- Gehen
- Sprechen
- Stehen
- Sitzen
- Heben und Tagen
- Beugen
- Hände gebrauchen
- Knien oder Bücken
- Sehen
- Erheben
- Hören
- Treppensteigen
- Arme bewegen
- Handy bedienen
- Greifen
- Auto fahren
- LKW und Bus fahren
- ÖPNV nutzen
- Fahrrad fahren
Die folgende Grafik zeigt typische Grundfähigkeiten und deren Kategorisierung.
Ist eine Grundfähigkeitsversicherung sinnvoll?
Ja, eine Grundfähigkeitsversicherung ist sinnvoll für Menschen, die eine finanzielle Absicherung für den Fall haben möchten, dass sie mit Ihrer Arbeitskraft gar keines oder nur ein vermindertes Einkommen erzielen können. Und die keine BU-Absicherung erhalten, oder nur eine mit starken Einschränkungen. Oder die BU-Versicherung ist im Verhältnis zur BU-Rente zu teuer.
Dabei ist jedoch zu beachten, dass psychische Erkrankungen in der Regel nicht abgedeckt sind, was ein häufiger Grund für den Verlust der Arbeitsfähigkeit sein kann. Zudem müssen die von der Versicherung gegebenen Anforderungen erfüllt sein, damit die Versicherung im Leistungsfall zahlt. Eine umfassende Prüfung der Versicherungsbedingungen und ein Abgleich mit der eigenen beruflichen und gesundheitlichen Situation sind daher entscheidend. (Am besten lässt du dich hierzu von freien Versicherungsexperten zu deiner Situation beraten).
Die Psyche ist nur eingeschränkt versichert
Die Versicherbarkeit von psychischen Erkrankungen in der Grundfähigkeitsversicherung ist im Vergleich zu einer Berufsunfähigkeitsversicherung eingeschränkt. Zum einen muss oft ein spezieller Baustein für diesen Versicherungsfall hinzugewählt werden, was mit höheren Kosten verbunden ist. Zum anderen erhält man nur im Fall schwerer psychischer Erkrankungen eine Leistung aus diesem Baustein. Und das auch nur, wenn die Erkrankung mindestes 12 Monate andauert.
Beispiele: Mindestens 12 Monate andauernde schwere Depression oder Schizophrenie, Pflegebedürftigkeit aufgrund einer psychischen Erkrankung, volle Erwerbsminderung (nach Definition der Deutschen Rentenversicherung) aufgrund einer psychischen Erkrankung für mindestens 12 Monate.
Eine Besonderheit bei einigen Versicherern ist die AU-Option. AU steht für Arbeitsunfähigkeit, eine länger als 6 Monate andauernde Unfähigkeit, aufgrund einer Erkrankung seinem Beruf nicht nachgehen zu können. Diese muss ärztlich bestätigt werden (= Krankschreibung). Dabei spielt es keine Rolle, welche Erkrankung die Ursache für die Nicht-Arbeitsfähigkeit ist. Es kann sich also auch um eine psychische Erkrankung handeln.
Die AU-Option wird von den meisten Versicherern als Zusatzbaustein zum Grundtarif einer Grundfähigkeitsversicherung angeboten. Auch für diesen Baustein ist ein zusätzlicher Beitrag zu leisten. Bei den meisten Anbietern müssen zusätzliche Gesundheitsfragen zu psychischen Vorerkrankungen beantwortet werden, wenn diese Option gewünscht wird.
Ausnahmen sind die Grundfähigkeitsversicherungen der Alten Leipziger, der Canada Life und der Nürnberger: Bei diesen 3 Anbietern gibt es auch bei Einschluss der AU-Option keine Fragen zu Vorerkrankungen im Bereich Psyche.
Welche ist die beste Grundfähigkeitsversicherung?
In der Tabelle habe ich für dich die aktuell besten 5 Tarife für Grundfähigkeitsversicherungen verglichen.
Vergleichsaspekt | Alte Leipziger, Tarif Basis | Baloise, Tarif Bronze | Die Bayerische, Tarif Body | Dortmunder, Tarif Plan D | Nürnberger, Tarif Kompakt-Schutz |
Anzahl versicher-ter Grundfähig-keiten im Grundtarif | 12 | 25 | 15 | 22 | 15 |
Mögliche Zusatzbausteine | 10 | 4 | 4 | 7 | 7 |
Grundfähigkeit Mobilität/Auto-fahren im Grund-tarif enthalten | nein | ja | nein | ja | nein |
AU-Option möglich | ja, Zusatz-baustein | ja, Zusatz-baustein | ja, Zusatz-baustein | ja, Zusatz-baustein | ja, Zusatz-baustein |
AU-Option ein-schließbar ohne Fragen nach Psyche | ja | nein, Abfrage-zeitraum 3 Jahre | nein, Abfrage-zeitraum 5 Jahre | nein, Abfrage-zeitraum 5 Jahre | ja |
Bwertung der anderen Risiko-fragen aus Sicht des Antragstellers | sehr gut | sehr gut | gut | sehr gut | sehr gut |
BU-Wechseloption ohne erneute Gesundheits-prüfung | ja | ja | ja | ja | ja |
Frühestmöglicher Abschluss ab Alter | 3 (Einmalleis-tung ab 6 Monate) | 6 | 3 | 5 | 5 |
Preis (monatlich)* | 51,01 € | 58,36 € | 49,17 € | 48,37 € | 58,57 € |
*Die in der obigen Tabelle genannten Preise basieren auf einer beispielhaften Preisberechnung anhand folgender Beispielperson: 25 Jahre alt, Bürokaufmann/frau, 1.500 Euro abgesicherte GF-Rente bis Alter 67. Die wichtigsten Grundfähigkeiten für den Beruf sind abgesichert (also z.B. Bildschirmarbeit)
Wo kommen fertige oder automatische Online-Vergleiche bei der Auswahl der richtigen Grundfähigkeitsversicherung zu kurz?
Um ein genaues Bild zu bekommen, ist es aus folgenden Gründen sinnvoll, nicht nur auf fertige oder automatische Online-Vergleiche zu vertrauen, sondern zusätzlich eine individuelle Beratung und Begleitung zur Auswahl des richtigen Tarifs in Anspruch zu nehmen:
- Unterschiede in den Grundfähigkeiten: Schon die Grundtarife der Grundfähigkeitsversicherung unterscheiden sich in der Anzahl und Art der abgesicherten Grundfähigkeiten. Welche Grundfähigkeiten abgesichert sein sollten, hängt von deinem Beruf und individuellen Anforderungen ab. Wir von finanzteam26 können dir dabei helfen, den richtigen Tarif zu finden.
- Zusatzbausteine individuell auswählen: Neben den Grundtarifen bieten viele Versicherer Zusatzbausteine an, die erweiterte Leistungen enthalten, etwa für bestimmte Berufsgruppen oder zusätzliche Risiken. Wir analysieren die Inhalte dieser Bausteine und helfen dir zu entscheiden, welche Ergänzungen für deine persönliche Absicherung sinnvoll sind.
- Risikoprüfung und Gesundheitsfragen: Vor Abschluss einer Grundfähigkeitsversicherung wird eine Risikoprüfung durchgeführt. Hierbei sind Angaben zu deinem aktuellen Gesundheitszustand, früheren Erkrankungen sowie Freizeitaktivitäten wie Risikosportarten erforderlich. Falls Angaben nötig sind, stellen wir anonyme Risikovoranfragen bei verschiedenen Versicherern, um die besten Konditionen für dich zu sichern.
- Versicherer-spezifische Gesundheitsfragen: Versicherer unterscheiden sich in der Formulierung ihrer Gesundheitsfragen. Manche fragen etwa 5 Jahre rückwirkend nach Krankenhausaufenthalten, andere 10 Jahre. Einige Versicherer verlangen Angaben zu Beschwerden ohne Arztbesuch, während andere nur nach behandelten Erkrankungen fragen. Wir bereiten die Antworten für jeden Versicherer individuell auf, damit nur die geforderten Informationen angegeben werden. So vermeiden wir unnötige Mehrangaben, die zu Leistungsausschlüssen oder höheren Beiträgen führen könnten.
Melde dich also gerne für eine kostenfreie Beratung zur Grundfähigkeitsversicherung über den Button unterhalb.
Auf welche Kriterien sollte ich bei der Wahl meiner Grundfähigkeitenversicherung achten?
Bei der Wahl deiner Grundfähigkeitenversicherung solltest du auf folgende Kriterien achten.
- Auf Lebenssituation passender Tarif: Welche Grundfähigkeiten sind für meinen Beruf und wichtige Bereiche wie Hausarbeit oder Kinderbetreuung optimal abgesichert?
- Sinnvolle Zusatzbausteine: Welche zusätzlichen Leistungen, z. B. für psychische Erkrankungen, können meine Absicherung sinnvoll erweitern?
- Kosten: Wie finde ich ein passendes Absicherungsniveau zu einem attraktiven Preis?
Bei finanzteam26 erhältst du eine kostenfreie Beratung. Unsere Vergütung erfolgt aus den bereits in den Versicherungsgebühren enthaltenen Provisionen. Das bedeutet, es kostet dich keinen Cent mehr, als wenn du den Vertrag über einen anderen Anbieter oder einen Online-Vergleich abschließt. Mit finanzteam26 hast du einen persönlichen Ansprechpartner, der sich langfristig Zeit für deine Versicherungsanliegen nimmt.
Was kostet eine gute Grundfähigkeitsversicherung?
Die Kosten einer Grundfähigkeitsversicherung hängen von einer Vielzahl von Faktoren ab. Hier die wichtigsten 6 Faktoren:
- Versicherungsdaten: Höhe der abgesicherten Grundfähigkeitsrente, Laufzeit des Vertrags, Eintrittsalter und eingeschlossene Zusatzoptionen, wie z. B. die "Garantierte Steigerung der Rente im Leistungsfall."
- Gesundheitszustand und Vorerkrankungen: Angaben hierzu können zu Leistungsausschlüssen oder höheren Beiträgen führen, ähnlich wie bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung.
- Risikosportarten: Das Ausüben bestimmter Risikosportarten kann ebenfalls zu höheren Beiträgen führen.
- Anzahl der abgesicherten Grundfähigkeiten: Unterschiede bestehen in der Anzahl der abgesicherten Fähigkeiten im Haupttarif sowie in den gewählten Zusatzbausteinen zur Erweiterung. Manche Gesellschaften bieten mehrere Tarife mit variierender Abdeckung an, wobei umfangreichere Tarife teurer sind.
- Einfluss des Berufs: Der Beruf kann einen Beitragseinfluss haben, jedoch meist geringer als bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung.
Zum Einfluss des Berufs nachfolgend ein Beispiel.
Beispiel zum Einfluss des Berufs und Vergleich mit einer BU-Versicherung
Als Beispiel zum Einfluss des Berufs bei der Grundfähigkeitsversicherung im Vergleich zur Berufsunfähigkeitsversicherung, habe ich die Nürnberger Versicherung gewählt, da deren Berechnungsprogramm sehr gut strukturiert ist. Die Vergleichsgrundlage: Die abgesicherte Rente beträgt sowohl bei der Grundfähigkeits- als auch bei der Berufsunfähigkeitsversicherung 1.500 € monatlich, das Schlussalter ist 67, und das Eintrittsalter der versicherten Person beträgt 25 Jahre. Die monatlichen Beiträge im Vergleich:
Beruf | Beitrag BU (monatlich) | Beitrag GF (nur Grundtarif, monatlich) | Beitrag GF mit Zusatzbausteinen (monatlich) |
Betriebswirt/in (Master) | 48,92 € | 52,03 € | - |
Schreinermeister/in | 105,53 € | 52,03 € | 76,62 € |
Der Vergleich zeigt, dass die Grundfähigkeitsversicherung für handwerkliche Berufe wie den Schreinermeister einen deutlichen Vorteil bietet: Der Beitrag bleibt im Grundtarif gleich niedrig wie für einen Akademiker mit Bürotätigkeit.
Sinnvolle Erweiterungen für handwerkliche Berufe
Es ist empfehlenswert, den Grundtarif durch Zusatzbausteine zu ergänzen, um eine umfassendere Absicherung zu erreichen. Für den Schreinermeister wären folgende Bausteine sinnvoll:
- Körperliche Arbeit: Absicherung von Tätigkeiten wie Knien, Bücken, Heben, Tragen, Beugen, Ziehen, Schieben und sich Erheben.
- Mobilität: Einschluss von Fahrerlaubnissen für Auto und Motorrad, was besonders für die berufliche und private Mobilität wichtig ist.
- Arbeitsunfähigkeit: Absicherung gegen Arbeitsunfähigkeit, die indirekt auch psychische Erkrankungen umfasst, ohne dass diese im Antrag abgefragt werden.
Selbst mit diesen Zusatzbausteinen beträgt der monatliche Beitrag für den Schreinermeister 76,62 € und bleibt damit deutlich günstiger als die Berufsunfähigkeitsversicherung.
Welche Versicherungsgesellschaften bieten Grundfähigkeitsversicherungen an?
Die Grundfähigkeitsversicherung hat sich seit einigen Jahren als gute Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung etabliert. Immer mehr Versicherungsgesellschaften bieten die Grundfähigkeitsversicherung an, und die Bedingungen wurden in der letzten Zeit immer weiter verbessert.
Es wäre zu unübersichtlich, alle Anbieter dieser Versicherungsform aufzulisten. Hier die 10 wichtigsten Gesellschaften:
- Allianz
- Alte Leipziger
- Baloise (früher: Basler)
- Canada Life
- Die Bayerische
- Die Dortmunder (gehört zum Volkswohlbund)
- Gothaer
- Nürnberger
- Stuttgarter
- Swiss Life
Jeder dieser Versicherer bietet mehrere Grundfähigkeiten-Tarife an bzw. einen Grundtarif mit mehreren, frei wählbaren Zusatzbausteinen. Die Vielfalt ist groß, und welcher Tarif mit welchen Zusatzbausteinen im Einzelfall sinnvoll ist, bedarf einer individuellen Beratung.
Wann leistet bzw. zahlt die Grundfähigkeitsversicherung?
Die Grundfähigkeitsversicherung zahlt, wenn dir eine spezifische Fähigkeit dauerhaft verloren geht. Die Definition und Kriterien für den Verlust einer Fähigkeit sind in den Versicherungsbedingungen deines Versicherungstarifes festgelegt (weshalb es sich lohnt, vor Abschluss eine ungebundene und kostenfreie Meinung durch einen freien Berater einzuholen, Zwinker).
Für den Anspruch auf Leistungen aus der Grundfähigkeitsversicherung, muss der Verlust deiner Fähigkeit in der Regel mindestens sechs bis zwölf Monate andauern. Dieser Zeitraum wird als Prognosezeitraum bezeichnet. Je kürzer der Prognosezeitraum, desto höher die Wahrscheinlichkeit, eine Leistung von der Versicherung zu erhalten. Ein Prognosezeitraum von 12 Monaten ist m.E. nicht akzeptabel. Bei guten Tarifen beträgt er höchstens 6 Monate.
Einige Tarife setzen voraus, dass gleich mehrere Fähigkeiten verloren gehen, bevor eine Leistung erbracht wird. In der Regel werden bei diesen Policen die Grundfähigkeiten in zwei Kategorien unterteilt:
- Kategorie A: Fähigkeiten wie Sehen, Sprechen und der Gebrauch der Hände. Der Verlust einer dieser Fähigkeiten führt zur Auszahlung.
- Kategorie B: Fähigkeiten wie Hören, Gehen, Treppensteigen, Sitzen, Knien oder Bücken, Stehen, Arme bewegen, Heben und Tragen oder Auto fahren. Der Verlust mehrerer Fähigkeiten aus dieser Kategorie kann zur Auszahlung führen.
Ich empfehle ausschließlich Tarife, die bereits bei Verlust nur einer Grundfähigkeit leisten.
Grundsätzlich gibt es hohe Anforderungen, um Versicherungsleistung zu erhalten. Dennoch ist die Grundfähigkeitsversicherung eine gute Alternative zur BU-Versicherung, wenn diese nicht möglich oder sehr teuer ist.
Die Definition, wann ein Versicherungsfall bezüglich den Grundfähigkeit eingetreten ist, ist bei allen Versicherungsunternehmen ähnlich.
Ein Beispiel hierfür ist die Definition der Nürnberger:
Ein Versicherungsfall liegt vor, wenn die versicherte Person infolge Krankheit, Verletzung des Körpers oder Kräfteverfalls, die fachärztlich nachzuweisen sind, gesundheitlich beeinträchtigt ist und dadurch
- voraussichtlich mindestens 6 Monate ununterbrochen in einer der versicherten Grundfähigkeiten beeinträchtigt oder
- bereits mindestens 6 Monate ununterbrochen in einer der versicherten Grunffähigkieiten beeinträchtigt gewesen ist.
Was genau unter einer Beeinträchtigung zu verstehen ist, wird anschließend für jede versicherte Grundfähigkeit definiert. Beispiel Grundfähigkeit Sehen:
Die Sehfähigkeit der versicherten Person ist auf beiden Augen stark eingeschränkt. Das bedeutet, dass auch bei Verwendung geeigneter und zumutbarer Hilfsmittel (z.B. Brille, Kontaklinsen) oder nach therapeutischen Maßnahmen (z.B. medikamentöse Einstellung)
- ihr Restvermögen (Restsehschärfe/Visus) auf dem besseren Auge maximal 3/60 (0,05) beträgt oder
- ihr Gesichtsfeld des besseren Auges nur noch 15 Grad Abstand vom Zentrum in alle Richtungen (Gesamtsgesichtsfeldwinkel von höchstens 30 Grad) beträgt.
Nach der Definition der WHO ist das eine schwere Sehbeeinträchtigung. Man erkennt an diesem Beispiel, dass die Anforderungen, um die Versicherungsleistung zu erhalten, recht hoch sind.
Durch Einschluss eines Bausteins, der die Grundfähigkeit "Autofahren" beeinhaltet gibt es aber bei vielen der angebotenen Tarifen für die Grundfähigkeitsversicherung eine Möglichkeit, die Anforderungen in vielen Bereichen deutlich herunterzuschrauben.
Dieser Baustein zum Autofahren hat bei den Anbietern unterschiedliche Namen (z.B. Mobilität oder Autofahren) und ist meistens gegen einen Zusatzbeitrag einschließbar. Bei einigen Versicherern ist diese Grundfähigkeit im Grundtarif enthalten.
Warum ist dieser Mobilitäts-Baustein eine gute Möglichkeit, die Anforderungen der Grundfähigkeitsversicherung in vielen Bereichen herunterzuschrauben?
Weil es bestimmter gesundheitlicher Voraussetzungen bedarf, um ein Auto fahren zu dürfen. Umgekehrt heißt das: Wer aufgrund bestimmter körperlicher Beeinträchtigungen diese Voraussetzungen nicht erfüllt, muss seinen Führerschein abgeben bzw. darf ihn erst gar nicht machen. Diese Voraussetzungen sind oft geringer als die Voraussetzungen bei den einzelnen Grundfähigkeiten.
Bleiben wir beim Beispiel "Sehen": Um eine Fahrerlaubnis der Klassen A, B, T oder L behalten zu dürfen oder erstmalig zu erlangen, muss die Sehschärfe auf beiden Augen mindestens 70 % betragen. Eine Verminderung um 35 % (auf 65 % Restsehschärfe) würde also zum Verlust des Führerscheins führen bzw. man dürfte ihn erst gar nicht machen. Somit hätte man als versicherte Person Anspruch auf die Leistung aus einer Grundfähigkeitsversicherung, sofern dieser Baustein eingeschlossen ist.
Ohne diesen Baustein "Autofahren" müsste die Sehfähigkeit deutlich stärker eingeschränkt sein, siehe das Beispiel oben: Erst bei 5 % oder weniger Restsehschärfe würde man die Leistung aufgrund der Einschränkung der Grundfähigkeit "Sehen" erhalten.
Diese Überlegung kann auf weitere Grundfähigkeiten übertragen werden, z.B. auf geistige Fähigkeiten, psychische Erkrankungen und vieles mehr. Es ist also meistens sinnvoll, einen entsprechenden Baustein "Mobilität" oder "Autofahren" einzuschließen. Das gilt auch dann, wenn die zu versichernde Person keinen Führerschein hat und auch nicht machen will. Es kommt nur auf die theoretische Möglichkeit an, dass man die Fahrerlaubnis erlangen könnte.
Was sind Beispiele für Versicherungsfälle der Grundfähigkeitsversicherung?
1. Beispielfall: Verlust der Sehkraft bei einer Studentin
- Person: Lisa, 21 Jahre
- Beschreibung: Lisa studiert Kunstgeschichte und ist auf ihre Sehfähigkeit angewiesen, um Bilder und Texte zu analysieren. Aufgrund einer schweren Augenkrankheit verliert Lisa auf beiden Augen fast vollständig ihr Sehvermögen, sodass ihre Sehfähigkeit unter 5% der normalen Sehkraft liegt.
- Versicherungsfall: Verlust der Sehfähigkeit.
- Leistung: Die Grundfähigkeitsversicherung zahlt eine monatliche Rente, da Lisa die definierte Schwelle für die Sehfähigkeit unterschritten hat und somit stark in ihrer Studien- und Alltagsbewältigung eingeschränkt ist.
2. Beispielfall: Verlust der Gehfähigkeit bei einem Kind
- Person: Max, 8 Jahre
- Beschreibung: Max ist ein aktives Kind, das gerne Fußball spielt und draußen herumtollt. Nach einem schweren Unfall kann Max keine 200 Meter mehr gehen, ohne sich hinsetzen oder abstützen zu müssen.
- Versicherungsfall: Verlust der Gehfähigkeit
- Leistung: Die Grundfähigkeitsversicherung zahlt eine monatliche Rente. Diese kann z.B. dafür verwendet werden, um die zusätzlichen Betreuungskosten und Anpassungen im Alltag zu unterstützen, da Max aufgrund seiner eingeschränkten Gehfähigkeit besondere Unterstützung benötigt.
3. Beispielfall: Verlust der Fähigkeit, ein Auto fahren zu dürfen
- Person: Frau Müller, 45 Jahre
- Beschreibung: Frau Müller erleidet aufgrund einer Netzhauterkrankung einen Sehverlust von 50 % auf beiden Augen. Es gibt keine Möglichkeit, die Sehfähigkeit durch Hilfsmittel (z.B. eine Brille) oder andere Maßnahmen (z.B. Medikamente) zu verbessern.
- Versicherungsfall: Verlust der Fähigkeit Autofahren
- Leistung: Die Grundfähigkeitsversicherung zahlt eine monatliche Rente, da Frau Müller den Baustein "Mobilität, Autofahren" eingeschlossen hat. Die Grundfähitkeit "Sehen" ist in diesem Beispiel nicht so stark beeinträchtigt, dass daraus eine Leistung erfolgen würde (siehe 1. Beispielfall).
4. Beispielfall: Verlust der Fähigkeit, eine Treppe zu steigen
- Person: Herr Schmidt, 60 Jahre
- Beschreibung: Herr Schmidt hatte einen schweren Verkehrsunfall, der zu dauerhaften Schäden an seinen Beinen führte. Er kann zwar mit Hilfe eines Rollators noch mühsam gehen, aber eine Treppe zu steigen ist nicht mehr möglich.
- Versicherungsfall: Verlust der Fähigkeit Treppe steigen
- Leistung: Herr Schmidt erhält eine monatliche Rente, da er die definierte Fähigkeit nicht mehr ausüben kann.
Was sind Unterschiede zwischen der Grundfähigkeitsversicherung und der BU-Versicherung?
Die Grundfähigkeitsversicherung fokussiert sich auf den Verlust spezifischer Alltagsfähigkeiten, im Gegensatz zur Berufsunfähigkeitsversicherung, die den Verlust der Fähigkeit absichert, den gelernten Beruf zu mindestens 50 % weiter ausuüben zu können.
Weitere Unterschiede zwischen der Grundfähigkeitsversicherung und der BU-Versicherung sind der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen.
Unterschied | Grundfähigkeits-Versicherung | Berufsunfähigkeits-Versicherung |
Zweck | Ersatzeinkommen, wenn eine oder mehrere, genau definierte Grundfähigkeiten nicht mehr ausgeübt werden können. | Ersatzeinkommen, wenn der aktuelle Beruf zeitweise (mind. 6 Monate) oder dauerhaft nicht mehr ausgeübt werden kann. |
Umfassendheit | Unabhängig von einer beruflichen Tätigkeit, insofern umfassender als eine BU-Versicherung. Die Anforderungen an den Verlust einer Grundfähigkeit können aber im Einzelfall höher sein als die 50 % - Hürde bei einer BU-Versicherung. | Bezieht sich auf eine berufliche Tätigkeit, wobei auch Schüler, Studierende und Auszubildende als Berufstätige angesehen werden. |
Zielgruppe | Alle, die auf ein Einkommen angewiesen sind und dafür bestimmte Fähigkeiten benötigen. Eine BU-Versicherung ist nicht machbar oder sehr teuer. | Alle, die auf ein Einkommen aufgrund einer beruflichen Tätigkeit angewiesen sind. |
Anforderung für Versichungsleistung | Eine Grundfähigkeit kann nicht mehr im definierten Rahmen ausgeübt werden. | Der aktuelle Beruf kann höchstens noch zu 49 % ausgeübt werden. |
Das nachfolgende Bild zeigt die Unterschiede zwischen der Grundfähigkeitsversicherung und BU-Versicherung.
Ist die Grundfähigkeitsversicherung eine echte Alternative zur BU-Versicherung?
Ja, die Grundfähigkeitsversicherung ist eine echte Alternative zur BU-Versicherung für Personen, die keine BU-Versicherung erhalten können oder für die sie sehr teuer ist.
Die Gesundheitsfragen sind weniger streng, daher ist sie die Alternative für Menschen mit aktuellen oder früheren schwereren Erkrkankungen. Und sie ist eine Alternative für alle Berufstätigen, die aufgrund ihres Berufs eine BU-Versicherung nur gegen einen relativ hohen Beitrag erhalten. Beispiele hierfür sind viele handwerkliche Berufe und solche aus dem Pflegebereich.
Grundlegend ist jedoch zu sagen, dass eine Berufsunfähigkeitsversicherung aufgrund des Bezugs zur aktuell ausgeübten Berufstätigkeit der Grundfähigkeitsversicherung vorzuziehen ist (sofern man eine BU-Versicherung erhält).
Wichtig: Es gibt durchaus auch für "schwere Fälle" (bzgl. Gesundheitszustand und vergangene Erkrankungen) die Möglichkeit, eine BU-Versicherung zu erhalten. Denn es gibt auch die Möglichkeit, Anträge mit vereinfachten Gesundheitsfragen zu stellen, weil einige Versicherer spezielle Angebote machen.
Diese BU-Angebote beziehen sich oft auf Punkte wie dem Abschluss in einem zeitlich begrenzten Rahmen (z.b. bis Ende des Jahres) und/oder für bestimmte Berufsgruppen (z.B. für Berufe aus der IT-Branche, Berufe aus dem Gesundheitsbereich).
Wie beim finanzteam26 kennen alle Aktionen, die hier in Frage kommen!
Aber auch bei "normalen" Anträgen erlebe ich immer wieder positive Überraschungen. So habe ich einmal für einen Interessenten anonyme Voranfragen gestellt bei 14 (!) verschiedenen Versicherungsgesellschaften. Bei den Ergebnissen war alles dabei: komplette Ablehnung des Antrags, Annahme nur mit einem oder mehreren Leistungsausschlüssen (das hatte ich erwartet), aber auch 3 Annahmen ohne jede Erschwernis. Für den Kunden natürlich sehr erfreulich, hatte er doch überraschenderweise die Auswahl zwischen 3 sehr guten Tarifen.
Welche Grundfähigkeitsversicherungen haben eine BU-Wechseloption?
Die meisten Anbieter von Grundfähigkeitsversicherungen bieten in ihren Tarifen auch eine BU-Wechseloption an. Das heißt: Unter bestimmten Voraussetzungen kann die Grundfähigkeitsversicherung ohne erneute Gesundheitsprüfung in eine Berufsunfähigkeitsversicherung umgewandelt werden.
Die Umwandlung erfolgt dann in die Berufsgruppe des Berufs, der zum Zeitpunkt der Umwandlung ausgeübt wird. Dazu zählen auch der Beruf als Schüler, Studierender oder Azubi. Natürlich nur, wenn der jeweilige Versicherer die Umwandlung zu diesem frühen Zeitpunkt anbietet.
Die Voraussetzungen, damit die Umwandlung vorgenommen werden kann, sind bei den Gesellschaften unterschiedlich. Dabei kann es sein, dass nicht nur eine, sondern mehrere Voraussetzungen gleichzeitig erfüllt sein müssen:
- Ein Mindestalter
- Ein Maximalalter
- Es muss ein Beruf ausgeübt werden, wobei auch Schüler, Studierende und Azubis als Berufstätige gelten
- Eine Mindestlaufzeit des Vertrags (z.B. 3 Jahre)
- Die Umwandlung muss innerhalb eines Zeitraums nach Vertragsbeginn erfolgen (z.B. 5 Jahre)
- Die Grundfähigkeitsversicherung wurde ohne Erschwernis angenommen
- Zum Zeitpunkt der Umwandlung darf kein Leistungsfall vorliegen, weder in der Grundfähigkeits- noch in der Berufsunfähigkeitsversicherung
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Grundfähigkeitsversicherung oft zu einem niedrigeren Eintrittsalter angeboten wird als eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Damit kann zu einem sehr frühen Zeitpunkt — bei einem Anbieter 6 Monate nach der Geburt — der Gesundheitszustand konserviert werden. Auch sind, wie bereits erwähnt, die Gesundheitsfragen in der Regel weniger streng als bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung.
Gibt es Grundfähigkeitsversicherungen ohne Gesundheitsfragen?
Nein, es gibt keine Grundfähigkeitsversicherungen ohne Gesundheitsfragen. Jedoch sind diese weniger streng als bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung.
Welche Erfahrungen hat das finanzteam26 und Kunden mit der Grundfähigkeitsversicherung gemacht?
Die Grundfähigkeitsversicherung ist im Kommen, das merke ich bei meiner Beratungstätigkeit in den letzten 2 bis 3 Jahren immer mehr. Ich stelle sie mittlerweile in meiner Online-Beratung standardmäßig allen Interessenten und Interessentinnen vor, die eine BU-Versicherung nur mit Erschwernis oder gar nicht erhielten (oder nur zu einem hohen Preis aufgrund ihres Berufs).
So habe ich mittlerweile mehrere Verträge vermittelt an Menschen, die im Pflegebereich tätig sind (für Krankenschwestern ist eine BU-Versicherung relativ teuer) und an einen Koch.
Auch einige akademische Berufstätige mit überwiegender Bürotätigkeit setzen auf eine Grundfähigkeitsversicherung — für diese ist eine BU-Versicherung bei normaler Annahme relativ günstig. Auch hier ist die Grundfähigkeitsversicherung meist die Wahl, weil sie eine BU gar nicht, oder nur mit Erschwernissen bekommen hätten.
Da es sich bei beiden Tarifarten (bei der Grundfähigkeitsversicherung, wie auch der BU-Versicherung) um sehr komplexe Versicherungen mit zahlreichen Gestaltungsmöglichkeiten und individuell unterschiedlichen Erfordernissen handelt, empfehlen alle Verbraucherschutz-Organisationen, sich ausführlich von Experten beraten zu lassen.
Hier kann ein kostenloses Beratungsgespräch vereinbart werden:
Was sind Alternativen zur Grundfähigkeitsversicherung?
Alternativen zur Grundfähigkeitsversicherung sind nachfolgend aufgelistet.
- Berufsunfähigkeitsversicherung
- Erwerbsunfähigkeitsversicherung
- Dread Disease-Versicherung
- Unfallversicherung
Geschrieben von:
Jürgen Puderbach
Termin buchenJürgen Puderbach, ein erfahrener BU-Experte und Versicherungsmakler mit über 25 Jahren Berufserfahrung, ist ein geschätztes Mitglied bei finanzteam26. Seine Spezialisierung umfasst Berufsunfähigkeits- und private Krankenversicherungen, besonders für Beamtinnen und Beamte. Als passionierter Bergsteiger und ausgebildeter Alpinklettertrainer verfügt Jürgen zudem über spezielle Expertise in der Versicherung von Bergsportlern, was ihn zu einem gefragten Berater in diesem Bereich macht.
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