Skip to main content
Studie Berufliche Zukunft der Kinder: Worüber sich Eltern in Deutschland Sorgen machen.

Berufliche Zukunft der Kinder: Worüber machen sich Eltern in Deutschland Sorgen?

Kurz erklärt:

„Die Zukunft der Welt liegt in den Händen unserer Kinder“, so sagte einst Nelson Mandela.

Geopolitische Spannungen, wirtschaftliche Unsicherheit und technologische Veränderung durch Themen wie Digitalisierung und künstliche Intelligenz. Mit diesen allgegenwärtigen Themen wachsen auch die Sorgen der Eltern um die Zukunft ihrer Kinder.

Unsere Studie widmet sich dem Anliegen, den Perspektiven von Eltern in Deutschland Raum zu geben. Insbesondere die steigenden Lebenskosten und Aussichten am Arbeitsmarkt sind Stressfaktoren. Die befragten Eltern setzen zur Bewältigung vermehrt auf lebenslanges Lernen. Allerdings unterschätzen viele das Risiko einer Berufsunfähigkeit. Unsere Analyse untersucht eine Vielzahl weiterer Aspekte.

Inhaltsverzeichnis

  1. Berufliche Zukunft der Kinder: Worüber machen sich Eltern in Deutschland Sorgen?
        1. 38 % der befragten Eltern besorgt um Karrierezukunft der Kinder.
    1. Steigende Lebenskosten und schwierige Aussichten am Arbeitsmarkt stellen mit Abstand die größten Sorgen der befragten Eltern dar
        1. Die Belastung des Sozialsystems
        2. Die Aussichten am Arbeitsmarkt
        3. Doch wie steht es tatsächlich um die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands?
        4. Was könnte dem Fachkräftemangel entgegenwirken?
    2. Lebenslanges Lernen — laut den befragten Eltern der wichtigste Faktor für eine sichere und erfolgreiche Karriere
    3. Wie können Eltern die zukünftige finanzielle Sicherheit ihrer Kinder bestmöglich unterstützen?
      1. 95 % der befragten Eltern ist es wichtig, dass ihr Kind langfristige finanzielle Sicherheit aufbaut — zudem ist es 92 % wichtig, dass ihre Kinder einen komfortablen Lebensstil aufrechterhalten können
      2. Nur 1 von 5 der befragten Eltern äußerten Sorgen, dass eine Berufsunfähigkeit die berufliche Zukunft ihrer Kinder gefährden könnte
      3. Rund 42 % der befragten Eltern äußern Bedenken, dass der Klimawandel die berufliche Zukunft ihrer Kinder beeinträchtigen könnte.
    4. Etwa jedes fünfte befragte Elternteil war klar besorgt über den Einfluss von Künstlicher Intelligenz und Digitalisierung bezüglich der Karrierezukunft ihrer Kinder
      1. Die 4 häufigsten Sorgen in Bezug auf die Digitalisierung waren
      2. Die 4 häufigsten Sorgen in Bezug auf Künstliche Intelligenz
      3. Beeinflusst KI und Digitalisierung die Karriereplanung der Kinder unterschiedlich?
    5. Wie können Schulen, Regierungen und Arbeitgeber dazu beitragen, die Karrierechancen der Kinder zu verbessern?
      1. Einige Auszüge von Wünschen der befragten Eltern:
    6. Zusammenfassung
    7. Methodik
      1. Judith Schmied

Die folgenden Abschnitte zeigen, was die befragten Eltern im Moment bewegt, und wie wir die Erkenntnisse nutzen können, um die nächsten Generationen besser auf die Zukunft vorzubereiten.

38 % der befragten Eltern besorgt um Karrierezukunft der Kinder.

 

Rund 38 % der befragten Eltern in Deutschland sind ziemlich oder stark besorgt um die berufliche Zukunft ihrer Kinder.

Steigende Lebenskosten und schwierige Aussichten am Arbeitsmarkt stellen mit Abstand die größten Sorgen der befragten Eltern dar

grafik sorgen der eltern berufliche zukunft

Weniger Lebensqualität aufgrund steigender Kosten — bei gleichbleibenden Löhnen

Die steigenden Kosten in allen Lebensbereichen bereiten den Eltern große Sorgen, darunter vor allem zunehmende Nahrungsmittelpreise, sowie die hohen Immobilien- und Mietpreise. Auch wenn es um extracurriculäre Aktivitäten (wie etwa Vereinsmitgliedschaften) geht, die zur ganzheitlichen Entwicklung der Kinder beitragen sollen, müssen einige der befragten Familien inzwischen genauer abwägen, was sie ihren Kindern ermöglichen können.

Ein wichtiger Punkt, der unter den Befragten aufgebracht wurde, ist, dass Löhne nicht im gleichen Maße steigen wie die Lebenskosten. Dies mindert die Kaufkraft.

Hintergrund: Laut dem Statistischen Bundesamt waren die Reallöhne im 1. Quartal 2023 etwa um 2,3 % niedriger als im Vorjahresquartal. Auch 2022 fielen die Reallöhne im Vergleich zu 2021 um 4 % geringer aus. Wir haben Ihnen die Daten des Statistisches Bundesamtes nachfolgend noch einmal interaktiv aufbereitet:

Prozentuale Entwicklung Realloehne

Die Belastung des Sozialsystems

Die befragten Eltern äußern auch Bedenken über die Belastung des Sozialsystems. Insbesondere das Rentensystem scheint aufgrund des demografischen Wandels, also der steigenden Anzahl älterer Menschen im Vergleich zu jüngeren, anfällig zu sein.

Zum Verständnis: Das Rentenniveau, also das Verhältnis der Rente zum durchschnittlichen Jahresarbeitsentgelt, ist seit den späten 1970er Jahren kontinuierlich gesunken. Zwischen 2003 und 2014 verringerte sich die Kaufkraft der Rentner sogar, da die Verbraucherpreise stiegen. Erst seit 2020 ist das Rentenniveau zumindest wieder auf dem Stand von 2003. (Quelle: Deutsche Rentenversicherung)

Die Aussichten am Arbeitsmarkt

Die Teilnehmer*innen äußerten Bedenken hinsichtlich der Aussichten am Arbeitsmarkt. Neben dem Fachkräftemangel bestanden auch Sorgen bezüglich technologiebedingtem Arbeitsplatzabbau, und zukünftig unzureichenden Gehältern.

Aber könnte der Fachkräftemangel nicht sogar einen Vorteil für die jeweiligen Kinder der befragten Eltern darstellen?

Einige der Eltern äußerten, dass sich Deutschland in einer Situation nachlassender internationaler Wettbewerbsfähigkeit befände. Hauptsächlich aufgrund „Überregulierung“ und „zu langsamen Digitalisierungsfortschritt“.

Doch wie steht es tatsächlich um die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands?

Das IMD World Competitiveness Yearbook (WCY) ist ein umfassender Jahresbericht und weltweiter Bezugspunkt für die Wettbewerbsfähigkeit von Ländern. WCY analysiert und bewertet die Länder danach, wie sie ihre Kompetenzen einsetzen, um eine langfristige Wertschöpfung zu erzielen. Dabei werden die Faktoren Wirtschaftsleistung, Effizienz der Regierung, Effizienz der Unternehmen, und Infrastruktur bewertet. Der Bericht analysiert und bewertet auch das Ausmaß, in dem Länder digitale Technologien einführen und erforschen, welche zu einer Umgestaltung von Regierungspraktiken, Geschäftsmodellen und der Gesellschaft im Allgemeinen führen.

Deutschland hat sich von 2018 bis 2022 stabil unter den Top 20 (mit Rängen zwischen 15 und 17) der weltweit wettbewerbsfähigsten Länder gehalten. Obwohl Deutschland seine Position im Vergleich zu ähnlich eingestuften Ländern beibehält, gibt es noch Verbesserungspotenzial, insbesondere im Vergleich zu Spitzenreitern wie der Schweiz und den USA.

AuszugWorldCompetitivenessRanking

Was könnte dem Fachkräftemangel entgegenwirken?

Eine zusätzliche Überlegung, welche außerhalb der direkten Ergebnisse unserer Studie liegt, könnte sein, dass Deutschlands wirtschaftliche Stärke und Attraktivität durch den Fachkräftemangel beeinträchtigt wird, was wiederum die beruflichen Chancen der Kinder der Befragten schwächen könnte.

Expert*innen wie Monika Schnitzer (Vorsitzende des Sachverständigenrats Wirtschaft) und Knuth Ensenmeier (Beauftragter für Innovation und Technologie bei der Handwerkskammer Schwaben) sehen Digitalisiserung, Automatisierung und Künstliche Intelligenz als ein notwendiges Mittel, um dem Fachkräftemangel in Deutschland entgegenzutreten.

Lebenslanges Lernen — laut den befragten Eltern der wichtigste Faktor für eine sichere und erfolgreiche Karriere

Darüber hinaus gaben die teilnehmenden Eltern an, dass folgende Reihenfolge persönlichen Faktoren den größten Einfluss darauf haben, ob ihre Kinder in Zukunft eine sichere und erfolgreiche Karriere haben werden:

Reihenfolge der wichtigsten persönlichen Fakoren für sichere und erfolgreiche Karrierezukunft der Kinder.

Wie können Eltern die zukünftige finanzielle Sicherheit ihrer Kinder bestmöglich unterstützen?

Grafik: 95 % der Eltern ist es wichtig, dass ihr Kind langfristige finanzielle Sicherheit aufbaut.

95 % der befragten Eltern ist es wichtig, dass ihr Kind langfristige finanzielle Sicherheit aufbaut — zudem ist es 92 % wichtig, dass ihre Kinder einen komfortablen Lebensstil aufrechterhalten können

Hier sind einige Ideen, wie Eltern ihre Kinder auf dem Weg zu finanzieller Sicherheit weiter unterstützen können:

  • Fokus auf Bildung und Wissen: Eltern können ihren Kindern die Bedeutung von lebenslangem Lernen nahelegen — und das, unabhängig von finanziellen Beschränkungen. Wissen ist ein unschätzbarer Schatz, der Türen zu neuen Möglichkeiten öffnet.
  • Praktisches Finanzmanagement: Eltern können ihren Kindern beibringen, wie man mit begrenzten finanziellen Mitteln umgeht und ein Budget erstellt, um ihre Ausgaben zu kontrollieren.
  • Nutzen vorhandener Ressourcen: Es gibt möglicherweise gemeinnützige Organisationen, öffentliche Einrichtungen oder Stipendienprogramme, die Familien mit begrenzten Mitteln unterstützen. Eltern können recherchieren und diese Ressourcen nutzen, um ihren Kindern bessere Chancen zu bieten.
  • Austausch in der Gemeinschaft: Familien können sich in ihrer Gemeinschaft engagieren und Netzwerke aufbauen, die Unterstützung bieten können, sei es durch gegenseitige Hilfe oder Zugang zu beruflichen Möglichkeiten.
  • Kreative Lösungsansätze: Eltern können kreative Ansätze finden, um ihre Kinder in Aktivitäten und Bildung einzubinden, auch wenn sie begrenzte finanzielle Ressourcen haben.
  • Einsicht in finanzielle Entscheidungen: Eltern können ihre Kinder in finanzielle Entscheidungen einbeziehen, um ihnen beizubringen, wie man über Geld nachdenkt und verantwortungsbewusste Entscheidungen trifft.
  • Aufbau von Reserven: Selbst wenn es nur kleine Beträge sind, können Eltern versuchen, Ersparnisse aufzubauen, um für unvorhergesehene Situationen gewappnet zu sein.
  • Positive Einstellung zum Geld: Eltern können eine positive Einstellung zum Thema Geld vermitteln und ihren Kindern zeigen, dass finanzielle Sicherheit wichtig, aber nicht der einzige Maßstab für ein erfülltes Leben ist.
  • Vorsorge und Absicherung: Eine angemessene Versicherungspolice (z.B. Berufsunfähigkeitsversicherung) kann finanzielle Sicherheit bieten, falls unvorhergesehene Ereignisse eintreten.

Grafik: Nur 1 von 5 Eltern besorgt über Berufsunfähigkeit bezüglich Karrierezukunft ihrer Kinder.

Nur 1 von 5 der befragten Eltern äußerten Sorgen, dass eine Berufsunfähigkeit die berufliche Zukunft ihrer Kinder gefährden könnte

Dies steht im Kontrast zu der statistischen Realität, dass etwa 1 von 4 Arbeitnehmer*innen im Laufe ihres Lebens mindestens einmal berufsunfähig werden.

Überraschenderweise zeigte die Umfrage, dass mehr als die Hälfte der befragten Eltern — rund 53 % — nicht glauben, dass Berufsunfähigkeit ein Risiko für die berufliche Zukunft ihrer Kinder darstellt. Dies könnte darauf hinweisen, dass viele Eltern die potenziellen Risiken und Auswirkungen einer Berufsunfähigkeit möglicherweise unterschätzen. Die eigene Arbeitskraft bringt Angestellten in Deutschland im Durchschnitt 2,01 Millionen Euro über ihr gesamtes Berufsleben ein (Männer rund 2,36 Millionen Euro, bei Frauen sind es 1,66 Millionen Euro). Wir halten die Berufsunfähigkeitsversicherung für junge Menschen für unabdingbar.

Grafik: 42 % der Eltern über Klimawandel bezüglich Karrierezukunft ihrer Kinder.

Rund 42 % der befragten Eltern äußern Bedenken, dass der Klimawandel die berufliche Zukunft ihrer Kinder beeinträchtigen könnte.

Die Meinungsunterschiede der Eltern könnten aus unterschiedlichen Wahrnehmungen des Klimawandels resultieren. Einige Eltern könnten den Klimawandel als weniger bedrohlich ansehen oder nicht glauben, dass er die Berufschancen ihrer Kinder beeinträchtigen wird. Dies kann auf verschiedene Auffassungen über die Schwere des Klimawandels, seine Auswirkungen auf die Wirtschaft, und die Fähigkeit der Gesellschaft zur Anpassung und Innovation zurückzuführen sein.

Zudem könnte der Klimawandel die Arbeitswelt verändern. Während Arbeitsplätze in traditionellen, weniger nachhaltigen Industrien bedroht sein könnten, könnten neue Möglichkeiten in Bereichen wie erneuerbare Energien, Klimawissenschaft und nachhaltige Landwirtschaft entstehen. Daher könnten die Meinungsunterschiede der Eltern auch auf ihren Vorstellungen von den zukünftigen Berufen ihrer Kinder basieren.

Unsere Analyse zeigt keine eindeutige Beziehung zwischen dem Bildungs- oder Einkommensniveau der befragten Eltern und ihren Sorgen über den Einfluss des Klimawandels auf die Karrierechancen ihrer Kinder.

Möglicherweise gibt es regionale Unterschiede in der Sorge um den Klimawandel. Eltern in Gebieten, die stärker vom Klimawandel betroffen sind, wie beispielsweise das Ahrtal, das schwere Überschwemmungen erlebt hat, könnten eher besorgt sein.

Es wäre interessant, diese potenziellen regionalen Unterschiede in zukünftigen Studien zu untersuchen.

Etwa jedes fünfte befragte Elternteil war klar besorgt über den Einfluss von Künstlicher Intelligenz und Digitalisierung bezüglich der Karrierezukunft ihrer Kinder

17,90 % der Befragten äußerten Besorgnis hinsichtlich der Auswirkungen der Digitalisierung auf die berufliche Zukunft ihrer Kinder. In Bezug auf Künstliche Intelligenz äußerten 23,46 % der Befragten Besorgnis.

Was mir Sorgen macht, ist die hohe Geschwindigkeit, mit der neue Technologien hervorgebracht und wie ganze Berufsbilder radikal verändert werden

Während der Befragung hatten einige Eltern angegeben, dass ihnen erst mit der Befragung selbst wichtige Themen bewusst wurden, welche die berufliche Zukunft ihrer Kinder beeinflussen könnten.

Eine Teilnehmerin sieht Risiken in der Auswertung von Bewerbungen durch KI, ohne Chance auf Vorstellungsgespräch oder Probearbeiten“.

Die 4 häufigsten Sorgen in Bezug auf die Digitalisierung waren

  1. Arbeitsplatzabbau (35 Nennungen)
  2. KI und Automatisierung (25 Nennungen)
  3. Abhängigkeit von Technologie (15 Nennungen)
  4. Gefährdung der Privatsphäre (12 Nennungen)

Sorgen Bezug Digitalisierung

Die 4 häufigsten Sorgen in Bezug auf Künstliche Intelligenz

  1. Arbeitsplatzabbau (57 Nennungen)
  2. Menschlicher Kontrollverlust (26 Nennungen)
  3. Verkümmerung eigener Denkfähigkeiten (14 Nennungen)
  4. Unvorhersehbarkeit von Entwicklungen (9 Nennungen)

Sorgen KI berufliche Zukunft Kinder

Beeinflusst KI und Digitalisierung die Karriereplanung der Kinder unterschiedlich?

Auch wenn wir hierzu keine Daten in unserer Studie erhoben haben, gibt es zum Thema 'Technologie und Geschlechterrollen' Statistiken, die ein klares Bild zeichnen:

Frauen ergreifen im Allgemeinen seltener Digitalisierungsberufe.

Trotz der Tatsache, dass Mädchen laut der "International Computer and Information Literacy Study" in der achten Jahrgangsstufe ihre männlichen Mitschüler in digitalen Kompetenzen übertreffen, zeigen Daten der IW-Fachkräftedatenbank, dass Frauen ihre digitalen Fähigkeiten oft schlechter einschätzen als Männer.

Der Anteil von Frauen in Berufen mit für die Digitalisierung besonders relevanten Kompetenzprofilen liegt lediglich bei 16,3%, eine nur geringe Steigerung im Vergleich zu 14,6% im Jahr 2013.

In bestimmten Bereichen wie Bauelektrik und Mechatronik ist der Frauenanteil besonders niedrig.

Männer nutzen überproportional häufig fortschrittliche digitale Technologien, und der „Digital Gender Gap“ ist besonders auffällig bei den Patentanmeldungen in Digitalisierungstechnologien, wo der Frauenanteil nur 5,2% beträgt. Um diese Ungleichheiten zu überwinden, könnten Maßnahmen wie die Anpassung von Berufsorientierungsprogrammen an die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten digitaler Technologien und das Bewusstmachen von digitalen Fähigkeiten bei Mädchen und jungen Frauen hilfreich sein.

Wie können Schulen, Regierungen und Arbeitgeber dazu beitragen, die Karrierechancen der Kinder zu verbessern?

Laut den befragten Eltern können Schulen, Regierungen und Arbeitgeber durch folgende 9 wichtigsten Punkte am meisten dazu beitragen, die Karrieren der Kinder in Deutschland zu verbessern:

Grafik: 9 wichtigste Anregungen für Schulen, Regierungen und Arbeitgeber.

Was die Vermittlung lebensnahen Wissens anbelangt, forderten die befragten Eltern vor allem Unterstützung von Schulen, in Themen wie finanzieller Bildung — aber auch allgemein mehr Praxisbezug im Lehrplan.

Jeder ist ein Genie. Aber wenn du einen Fisch danach beurteilst, ob er auf einen Baum klettern kann, wird er sein ganzes Leben glauben, dass er dumm ist.

Das Zitat von Albert Einstein spiegelt die wachsende Anerkennung unter Eltern wider, dass wir die individuellen Lerninteressen unserer Kinder fördern müssen, um ihnen zu helfen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen.

Das mit den neuen Herausforderungen am Arbeitsmarkt, sowie begrenzten finanziellen und personellen Ressourcen im Bildungsbereich stellt aus unserer Sicht eine echte Herausforderung dar.

Einige Auszüge von Wünschen der befragten Eltern:

Es braucht eine Modernisierung der Unterrichtsmethoden und Angebote zur Förderung von Fähigkeiten außerhalb des Standard-Lehrplans z.B. durch Nachmittagskurse o.Ä.

Es sollten mehr Praktika angeboten werden und lebensnahes Wissen gelehrt werden (Welche Versicherungen benötige ich später? Wie spare ich am besten Geld? Wie wird Miete gezahlt? etc. etc.)

Wir sollten Bildung für alle erreichbar machen, mehr Förderung bereitstellen, bessere Betreuungsschlüssel etablieren, bessere Lehrerausbildung fördern, allgemein mehr Geld in Bildung & Kinder investieren, sowie kleinere Klassen ermöglichen.

Wir sollten frühe, flexible Bildungsangebote anbieten.
Möglichkeiten schaffen, internationale Stationen zu durchlaufen, um andere Kulturen besser zu verstehen und den Horizont zu erweitern.

Schulen und Regierungen können die berufliche Zukunft unterstützen, indem sie das Schul- bzw. Bildungssystem bewusst dem Markt anpassen, sodass keine altmodischen Sichten über Job, Karriere usw. mehr verbreitet werden. Arbeitgebern könnten dazu mit ihrer Erfahrung durch z.B. Seminare beitragen, indem sie den Schülern eine aktuelle Idee von der Marktentwicklung (neue Jobs, wichtige Branchen, wichtige Skills) geben.

Schaffung fairer Bildungschancen.
Keine Diskriminierung aufgrund Geschlecht, Hautfarbe etc.
Bundesweite Anerkennung von Abschlüssen.
Vereinheitlichung des Bildungssystems.
Den Lehrerberuf attraktiver gestalten (mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen).
Schaffung deutschlandweit einheitlicher bzw. vergleichbarer Tarifverträge, um gegenseitiges Ausspannen der Lehrer zu verhindern.

Schulen sollten mit mehr Geld und Ressourcen (Personal, Gebäude, Geräte, etc.) ausgestattet werden, um alle grundständigen Aufgaben zu erfüllen. Wenn das flächendeckend erfüllt ist, dann können die Schulen beginnen, einzelne Karrierechancen zu ermöglichen. Vorher ist es nur eine Verwaltung des Mangels und wird niemandem gerecht.
Regierungen sollten sich klarmachen, dass nicht in Bildung zu investieren, der falsche Ansatz ist. Es sollte möglich sein, Schulden für den Bildungsbereich aufzunehmen, damit dieser Bereich allen (jungen) Menschen zur Verfügung steht und alle bessere Karriereoptionen haben als im Moment.
Arbeitgeber sollten überlegen, ob sie nicht Leute wieder verstärkt selber ausbilden wollen, um sich langfristig Personal zu sichern.
Wir brauchen mehr Toleranz bei Noten, mehr Nutzung der Talente des Einzelnen. Bewerbungsgespräche sollten auf die nötigen Kompetenzen angepasst werden, nicht auf Zahlen.
Wir müssen den Wert von Bildung begreifen. Lernen beginnt dabei nicht erst in der ersten Klasse, sondern früher — und endet idealerweise nie. Die Regierung sollte Schulen personell und technisch viel besser ausstatten. Schulen müssen sich darum kümmern, dass so viele Schüler wie möglich die Schule mit einem Abschluss verlassen. Arbeitgeber müssen mehr Bereitschaft zeigen, Leute anhand ihrer Motivation einzustellen und nicht unbedingt nach Fachkenntnissen.
Schulen, Regierungen und Arbeitgeber sollten mehr Wert auf Inklusion setzen und wertschätzendes Verhalten lehren.
Staatliche Kontrolle der Mieten, Immobilienpreise und Nahrungsmittelpreise, sehr hohe Förderungen und staatliche Bereitstellung von Immobiliendarlehen ausschließlich für Familien (wie KFW, aber 110 % Finanzierung durch KFW), Familien angemessen unterstützen, entscheidende finanzielle Vorteile ausschließlich für Familien, ...
... Verfügbarkeit der Kinderbetreuung überall in D-Land, deutliche Steuererleichterungen für Familien und deutlich höhere Steuern für Singles, höhere Krankenkassenbeiträge der GKV für Menschen, die ungesund leben. Überregulierung der Technik reduzieren, alle verfügbaren Technologien im Alltag und durch den Staat nutzen, um die Verwaltung/Staat maximal zu optimieren und zu Prozesse zu beschleunigen.

    Zusammenfassung

    In unserer Studie "Berufliche Zukunft der Kinder: Worüber sich Eltern in Deutschland Sorgen machen (2023)" haben wir uns intensiv mit den Ängsten und Hoffnungen der Eltern auseinandergesetzt. Anhand der Ergebnisse konnten wir einige Hauptthemen identifizieren, welche die befragten Eltern in Bezug auf die berufliche Zukunft ihrer Kinder besonders bewegen.

    Die steigenden Lebenskosten bei gleichbleibenden Löhnen stellten eine wesentliche Sorge dar. Die befragten Eltern machen sich Gedanken über die zunehmenden Nahrungsmittel- und Immobilienpreise und die Auswirkungen auf die Lebensqualität ihrer Kinder. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Diskrepanz zwischen Lohn- und Kostenentwicklung, die die Kaufkraft verringert.

    Die Aussichten am Arbeitsmarkt sind ebenfalls eine Quelle der Sorge. Fachkräftemangel, technologiebedingter Arbeitsplatzabbau und potenziell unzureichende Gehälter in der Zukunft sind Aspekte, die den befragten Eltern Sorgen bereiten. Einige der teilnehmenden Eltern sehen Deutschland aufgrund von Überregulierung und einem langsamen Digitalisierungsfortschritt in einer Situation nachlassender internationaler Wettbewerbsfähigkeit, was die beruflichen Perspektiven ihrer Kinder beeinträchtigen könnte. Gleichzeitig könnten neue Technologien wie künstliche Intelligenz laut Experten auch Chancen bieten und dem Fachkräftemangel entgegenwirken.

    Die befragten Eltern betonen die Bedeutung von lebenslangem Lernen als Schlüsselfaktor für eine sichere und erfolgreiche Karriere ihrer Kinder. Zudem sehen sie in Schulen, Regierungen und Arbeitgebern eine wichtige Rolle, um die Karrierechancen der Kinder zu verbessern, etwa durch die Vermittlung von lebensnahem Wissen, die Förderung digitaler Bildung und die Verbesserung der Bildungsinfrastruktur.

    Überraschenderweise wird das Risiko einer Berufsunfähigkeit von vielen der befragten Eltern unterschätzt, obwohl statistisch gesehen etwa ein Viertel aller Arbeitnehmer im Laufe ihres Lebens mindestens einmal berufsunfähig werden. Es könnte daher sinnvoll sein, Eltern über die potenziellen Risiken und Auswirkungen einer Berufsunfähigkeit aufzuklären und die Bedeutung einer entsprechenden Vorsorge zu betonen.

    Mit der Vermittlung von Werten wie lebenslangem Lernen, der Vermittlung lebensnahen Finanzmanagements, frühzeitiges Ergreifen möglicher Vorsorgemaßnahmen, wie auch kreativen Lösungsansätzen — fühlen sich die befragten Eltern in der Lage, zur späteren finanziellen Sicherheit ihrer Kinder maßgeblich beitragen zu können.

    Zudem äußern etwa 42 % der befragten Eltern Bedenken, dass der Klimawandel die berufliche Zukunft ihrer Kinder beeinträchtigen könnte. Dies weist darauf hin, dass Umweltthemen generell in den Gedanken der Eltern präsent sind, jedoch nicht von allen als relevanter Faktor für die berufliche Zukunft wahrgenommen wird.

    Insgesamt zeigt unsere Studie, dass die befragten Eltern in Deutschland — und deren Kinder — einer Vielzahl an Herausforderungen entgegenstehen. Wir sehen es als wichtig an, die Perspektiven der Eltern in die Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik einzubeziehen und Strategien zu entwickeln, welche den Kindern helfen, sich auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten.

    In zukünftigen Studien könnte es interessant sein, die regionalen Unterschiede in den Sorgen der Eltern genauer zu untersuchen und die Auswirkungen von Faktoren wie dem Klimawandel oder der Digitalisierung auf die berufliche Zukunft der Kinder weiter zu erforschen.

    Methodik

    Die Umfrage wurde im Jahr 2023 durchgeführt und beinhaltet Antworten von 162 Teilnehmerinnen. Die Teilnehmer*innen hatten ein Durchschnittsalter von 38,37 Jahren und im Schnitt etwa 1,68 Kinder pro Familie. In Bezug auf das Einkommen gaben die meisten Teilnehmer*innen an, ein jährliches Familien-Bruttoeinkommen zwischen 60.000 und 79.999 Euro zu haben (25,31%), sowie 40.000 bis 59.999 Euro und100.000 Euro oder mehr (jeweils 20,37%). Der am häufigsten berichtete Bildungsabschluss war der Masterabschluss (33,33%), gefolgt vom Bachelorabschluss (20,75%).

    Die Mehrheit der Teilnehmer*innen arbeiteten in den Berufsfeldern Informationstechnologie und Computerwissenschaften (18,52%) sowie Verwaltung und Management (14,81%). Die meisten Teilnehmerinnen waren deutsche Staatsbürger (67,90%), gefolgt von nicht-deutschen Staatsbürgern (22,22%) und Personen mit sowohl deutscher als auch anderer Staatsangehörigkeit (9,88%).

    Die vorliegende Studie stellt eine qualitative Auswertung der gesammelten Daten dar. Die Ergebnisse sind deskriptiver Natur und sollen einen Überblick über die Charakteristika der Stichprobe geben, ohne kausale Schlussfolgerungen zu ziehen.

    Author Name

    Geschrieben von:

    Judith Schmied

    Termin buchen

    Judith Schmied ist Geschäftsführerin und BU-Beraterin bei finanzteam26 und bringt seit 1998 umfassende Erfahrung im Versicherungsbereich mit. Trotz Ihrer Qualifikation als Diplom-Chemikerin, fand sie ihre wahre Berufung in der Versicherungsbranche. Spezialgebiete sind Berufsunfähigkeits- und Zahnversicherungen sowie die Ruhestandsplanung. Ihre Fähigkeit, auch in schwierigen Fällen sinnvolle Versicherungslösungen zu finden, schätzen wir besonders.

    Über das finanzteam26

    Judith Schmied auf LinkedIn